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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 306
(PDF, 112 MB)
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derliste ist sozusagen fast alles versammelt, was in der Kleinstadt Schiltach (im
Juni 1926 wurden hier 2011 Einwohner gezählt)8 Rang und Namen und auch
Einfluß besaß. An politischen Gruppen bestanden um diese Zeit hier auch die
„Völkische Bewegung", die 1928 in der Ortsgruppe der NSDAP aufging, die
DNVP, eine kleine Zentrumsorganisation der vergleichsweise wenigen Katholiken
im protestantisch geprägten Schiltach, sowie eine starke Ortsgruppe der
SPD; auch die KPD war vertreten, es gab eine „Einheit" des „Jungdeutschen
Ordens", doch fehlen für sie wie für die anderen Gruppierungen jegliche Unterlagen
oder Untersuchungen.9

Von 1 084 Wahlberechtigten stimmten bei den Wahlen zur verfassungsgebenden
Nationalversammlung am 19. I. 1919 hier 966 ab; die Stimmen verteilten
sich auf SPD (411), DDP (360), DNVP (145) und das Zentrum (50). Bei der
Reichstagswahl von 1920 war die Spaltung der Sozialdemokratie in SPD (201)
und USPD (250) deutlich zu spüren; die KPD erhielt nur 4 Stimmen, das Zentrum
sank auf 39; die Spaltung im bürgerlichen Lager zeigte sich in den 267
Stimmen der DDP, den 106 der DVP und den 143 für die DNVP.10 Die Abwanderung
vieler Arbeiter weiter nach links fällt bei den Wahlen zum Reichstag
im Mai 1924 auf, als die KPD 105 Stimmen erhielt und die SPD bei 206
stagnierte; das Zentrum stieg damals auf 60 Stimmen, während die DDP nur
auf 147 und die DNVP auf 90 kamen, wohl zu Gunsten der DVP (118) bzw.
des erstmals kandidierenden „Völkisch Sozialen Blocks", hinter dem sich die
NSDAP verbarg, der auf Anhieb 138 Stimmen erhielt. Beim zweiten Wahlgang
der Reichspräsidentenwahlen 1925 stimmten 581 Schiltacher für Hinden-
burg, 353 für W. Marx und 22 für E. Thälmann, ganz anders als beispielsweise
die benachbarten Wolfacher, wo die Reihenfolge der Stimmen
282/875/13 war.

Von der soziologischen Struktur her, einem starken selbständigen Mittelstand,
der sich in den Anfangsjahren der Republik auch kräftig politisch engagierte,
schien also der Schiltacher Deutsch-Demokratische Verein auf einer soliden
Grundlage zu stehen, was sich in den ersten Wahlen auf Reichsebene zeigte,
in denen die DDP hier ihren zweiten Platz hinter der Sozialdemokratie behaupten
konnte, wenn auch seit 1924 in starker Gefährdung von rechts. G. Trautwein
, der nach seiner Rückkehr nach Schiltach 1920 in die Partei eintrat,
scheint ihrem Ortsvereinsvorsitzenden F. Karlin schon bald als politisch aktiv
aufgefallen zu sein, so daß er ihm bereits 1924 die Nachfolge in der Vorstandschaft
anbot. „Soviel und so oft ich mir schon überlegt habe, wer dieses mir
liebe politische Erbgut in Schiltach in die Hand nehmen könnte, so habe ich
bei meinem Suchen niemand als Sie finden können. Es gibt meines Wissens
außer Ihnen niemand, der sich nachhaltig für die demokratische Sache interessiert
und geeignet ist, diese Sache zu vertreten und für sie zu werben." Mit
diesem Handschreiben wandte sich F. Karlin 1927 nochmals an G. Trautwein
,11 der offenbar schon zuvor die Geschäfte für den gesundheitlich ange-

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