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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 310
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ralversammlung des Schiltacher Ortsvereins, konnte er die Mitgliederzahl
noch mit 43 angeben, während sich an der mittelständischen Zusammensetzung
nichts geändert hatte: Man zählt 11 Kaufleute, 11 Handwerker, 5 Fabrikanten
und Unternehmer, 5 Angestellte, 4 Beamte, 4 Wirte, 2 Arbeiter und
einen Arzt. Stark bemerkbar machte sich nun die Agitation der Nationalsozialisten
, für die sich in Schiltach im Februar 1930 ein Major a.D. in seiner Rede
„mit wüsten Schimpfereien über die Republik abgab." G. Trautwein, der bereits
1928 „mit einigen anderen Demokraten die erste Versammlung der
NSDAP in Schiltach gesprengt (hatte), so daß die Gendarmerie eingreifen
mußte...",'5 war nun voll alarmiert, zumal für den März eine Versammlung
mit dem Gauleiter Wagner angekündigt wurde. Er forderte von seiner Partei
für diese Veranstaltung einen „guten Diskussionsredner" an, denn „so ganz
ohne weiteres... dürfen wir die Herren doch nicht hantieren lassen"; er würde
sich gerne selber stellen, „doch kennen Sie mich, daß ich zu grob werde und
mich überdies zu stark aufrege." Es kam dann, als Antwort auf die Naziversammlungen
, zu einer gut besuchten eigenen DDP-Veranstaltung mit dem
Lahrer Fabrikanten Dr. Paul Wäldin, der sich das Thema „Verantwortungsbewußte
Opposition oder Volksverhetzung" ausgesucht hatte. Im Juni weilte auf
Bitten von G. Trautwein der württembergische Landtagsabgeordnete Johannes
Fischer in Schiltach, der vor 150 Personen die Frage „Ist der Nationalsozialismus
Deutschlands Rettung?" behandelte. Anwesend waren auch 30 „Hakenkreuzler
" mit einem Diskussionsredner namens Rombach aus Offenburg, „der
eine halbe Stunde agitatorisch für die Nationalsozialisten sprach; es hat aber
das Benehmen der Nationalsozialisten in der Versammlung bei den Andersdenkenden
den schlechtesten Eindruck hinterlassen ..." G. Trautwein, der mit
dem Verlauf dieser Veranstaltung sehr zufrieden war, stellte fest, daß „wir
hier die Offensive gegen diese Brüder ergriffen haben." Es bedürfe aber auch
der größten Anstrengung, um die bisherigen demokratischen Wähler bei der
Stange zu halten, „zumal die Zustände im Reich eine starke Dosis demokratischen
Willens erfordern, um nicht abzuspringen."

Anfangs Juli trat in Schiltach ein NS-Redner namens Selzer auf, und G. Trautwein
ließ es sich nicht nehmen, dort als Diskussionsredner zu erscheinen, sich
wundernd, „weshalb von den anderen Parteien keinerlei Schritte gegen die Nationalsozialisten
unternommen werden; so sind wir immer die, die sich stellen
." Obwohl es sehr schwer sei, „in der heutigen Zeit Propaganda für unsere
Sache zu machen, wo das Bürgertum vollständig kopflos gemacht wurde durch
die Herren Nationalsozialisten", glaubte er hinterher mit seiner Opposition
nicht schlecht abgeschnitten zu haben, „was der Beifall meiner Ausführungen
mir zeigte."

Bestrebungen der „Bürgerlichen Vereinigung" in Schiltach, für die nächsten
Kommunalwahlen mit der NSDAP zu paktieren, lehnte er rundweg ab, „damit
klipp und klar sagend, daß ich die Art der Nat. Soz. Agitation und deren Benehmen
mit meinem Empfinden über politischen Anstand nicht in Einklang

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