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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 337
(PDF, 112 MB)
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habe sich ins Gegenteil verkehrt, auch deshalb, weil L. Wohleb in den letzten
Wochen keine Gelegenheit ausgelassen habe (Besuch von Kirchenfesten, Wiederverleihungen
von Stadtrechten), um im Lande zu erscheinen, „nur um
Stimmung für sich zu machen"; die, auch in Schiltach, Hornberg, Hausach
und Zell a.H., überreichten Stadtrechtsurkunden hätte man ruhig mit der Post
zuschicken können ...

Die erste Amtszeit als Bürgermeister von Schiltach

Nach seiner Wahl durch die Mehrheit des Gemeinderates, leitete G. Trautwein
erstmals am 27.9. 1946 eine Sitzung dieses Gremiums in seiner Eigenschaft
als Bürgermeister.57 Die drängendsten Probleme in dieser Zeit unmittelbar
nach dem „Umsturz" kamen auf einer im März 1947 einberufenen Bürgerversammlung
zur Sprache, bei der etwa 600 Bürger die Turnhalle bis auf den letzten
Platz gefüllt hatten.58 Ein erster, zentraler Punkt war die Ankündigung,
daß Schiltach 300 Flüchtlinge aus Ostpreußen zugewiesen erhielt, die in den
Familien und in den Gasthäusern unterzubringen waren. Nächstenliebe und eine
„der großen Not, in der diese armen Menschen stehen, angemessene Würde
sollten helfen, dieses Problem zu meistern. Die „Schweizerspende für Kinder"
war auch in Schiltach angekommen, von wo im Augenblick zehn Kinder einen
mehrwöchigen Ferienheimaufenthalt genießen konnten. Gravierend waren die
Versorgungsprobleme. Auf Grund der schlechten Kartoffelernte 1946 konnten
vom Ernährungsamt in Kreis Wolfach pro Erwachsener nur 1,5 Zentner Kartoffeln
ausgegeben werden. Aus Württemberg, von wo man früher das Kraut
bezog, war auf Grund der Besatzungsgrenzen nichts mehr zu bekommen, und
im badischen Krautland um Goldscheuer wollte man Kraut nur im Tauschwege
gegen Brennholz liefern (10 Zentner Kraut gegen 4 Ster Holz). Der Gemeinderat
lehnte diesen Handel ab, weil „es besser sei, wir behalten das Holz und
die Einwohner haben eine warme Stube, als eine kalte Stube mit kaltem Kraut
zu haben". Ganz unzureichend war die Fleischversorgung, da die Bauern der
umliegenden Landgemeinden hohe Abgabepflichten an Schlachtvieh für die
Besatzungsmacht hatten: „Jede Woche führen das Rathaus und die Metzger einen
Kampf um das Schlachtvieh mit dem Landwirtschaftsamt, um das bißchen
Fleisch zu bekommen". Lange Schlangen vor den Metzgerläden mit Wartezeiten
von vier bis fünf Stunden waren die Folge, und oft mußten die Frauen dann
auch noch ohne Fleisch abziehen. Aufbereitetes Holz konnte nur noch an Alte,
Gebrechliche und Kriegerwitwen abgegeben werden, alle anderen erhielten für
den kommenden Winter Scheine zum Selberschlagen des Brennholzes. Bürgermeister
Trautwein weigerte sich, unter dem Beifall der ganzen Versammlung
, „den Stadtwald herunterzuhauen, der sowieso in den Kriegsjahren viele
kahle Bückel bekommen habe. Wir würden noch einmal Gelegenheit bekommen
, aus ihm das zu nehmen, um sehr notwendige Arbeiten zu bezahlen, wozu
wir jetzt leider keine Möglichkeit hätten".

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