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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 344
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Kredite für den Wohnungsbau bekommen könnte? Lieber die Grund- und Gewerbesteuer
anheben, als die Unzuträglichkeiten des Flüchtlingselends weiter
schwelen zu lassen. Oder sollte der Wald herhalten, „der ja für Notzeiten da
ist"? Wo überall könnte noch gespart werden, um die „sprichwörtliche Kapitalarmut
der Gemeinden" zu beseitigen?

Uber die Beschäftigung und die Belastung durch diese Probleme kam es bei
G. Trautwein im Frühjahr 1950 zu einem gesundheitlichen Zusammenbruch.
Im März leitete er seine letzte Gemeinderatssitzung und mußte danach durch
seinen Stellvertreter Martin Fritz ersetzt werden. Die Volksabstimmung über
den Südweststaat, die am 9. 12. 1951 stattfand, brachte in Schiltach 84,5 % Ja-
Stimmen, womit die Gemeinde an der Spitze des Landkreises Wolfach stand.
Auch die Bildung des von ihm so lange geforderten Bundeslandes Baden-
Württemberg konnte der kranke G. Trautwein noch erleben. Zuvor, im Januar
1952, mußte M. Fritz auf der ersten Stadtratssitzung im neuen Jahr das endgültige
Rücktrittsgesuch des Bürgermeisters verlesen.73 Am 24. Oktober 1953
verstarb G. Trautwein im Alter von 61 Jahren. Das Leben eines energischen,
überzeugten Kämpfers für Demokratie und Gerechtigkeit war zu Ende. Er habe
„ein solch steifes Genick und Kreuz", bekannte er einmal, daß man ihm
öfter sage, „ich dürfe ruhig etwas höflicher den Herren gegenüber sein".74 Es
sind dieser Mut und die liberale Geradlinigkeit, die er sich auch in schwersten
Zeiten bewahren konnte und die ihn zu einer menschlich und politisch überragenden
Persönlichkeit gemacht haben. Die Stadt Schiltach und der politische
Liberalismus im Kinzigtal haben ihm viel zu danken.

Anmerkungen:

1 Frau Elly Trautwein, Schiltach, bin ich aus diesem Grunde in Dankbarkeit verbunden. Der
Nachlaß G. Trautweins soll im Archiv der Stadt Schiltach aufbewahrt werden

2 Vgl. Schiltach. Schwarzwaldstadt im Kinzigtal, bearbeitet von H. Harter und E. Harter-
Bachmann, hg. von der Stadt Schiltach, Freiburg 1980, S. 159- 168, wo bereits einige
Stücke aus dem Nachlaß G. Trautweins abgedruckt werden konnten

3 Bürgermeister a.D. Wilhelm Stahl, Titisee, über G. Trautwein (Gespräch mit dem Verfasser
am 23.8. 1987). W. Stahl war 1927-1933 Landesgeschäftsführer der DDP in Baden und
1946 Mitbegründer der späteren FDP

4 Grundlage für diesen Abschnitt ist ein Gespräch mit Frau Elly Trautwein am 3.8. 1987

5 Vgl. dazu: H. Fautz, Adolf Christoph Trautwein, ein Floßherr und Bürgermeister zwischen
gestern und heute, in: Die Ottenau 43/1963, S. 103-116

6 „Erklärung" von G. Trautwein zugunsten von W. Bühler, Steueramtmann in Konstanz, vom
31.3. 1949

7 Aus der Frühzeit dieser Ortsgruppe sind nur das „Sparkasse-Büchlein" des Vereins (ausgestellt
am 5.3. 1919) sowie verschiedene Mitgliederlisten erhalten

8 „Der Kinzigtäler", Ausgabe vom 23.6. 1926. - Für die Möglichkeit der Benutzung der gesammelten
Bände dieser damaligen Heimatzeitung möchte ich der Stadtverwaltung Wolfach,
vertreten durch Herrn Erich Bächle, danken

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