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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 352
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Zentrums gab es Auseinandersetzungen. Die Zahl von 45 Stimmen bei der
Wahl 1928 für die Christlich-Soziale Reichspartei von August Lehmann läßt
auf eine gewisse Unzufriedenheit schließen. In welche Richtung ging nun diese
Unzufriedenheit?

Leider sind keine direkten politischen Äußerungen von August Lehmann bekannt
. Seine Partei aber wird im Handbuch „Die bürgerlichen Parteien in
Deutschland"75 als eine inner-katholische Opposition von links gegen das
Zentrum beschrieben. In ihren sozialen Forderungen sei sie stärker dem rechten
Flügel der SPD angenähert, dränge auf stärkeren Anti-Kapitalismus und
vertrete einen „christlichen Sozialismus". Daher ist es verständlich, daß sie
unter der katholischen Arbeiterschaft von Zell einigen Zulauf erhielt.

Entsprechend gereizt reagierte das Zentrum. August Lehmann führte Klage
gegen einen Seelbacher Bauern, der behauptet hatte, Lehmann sei gar kein
Geistlicher, da er gegen das Zentrum sei. Lehmann rechtfertigte sich, daß er
gerade deswegen die Spitzenkandidatur der CSRP übernommen hatte, um zu
zeigen, daß die katholische Kirche und das Zentrum zwei verschiedene Sachen
seien.76 Auch in Zell mußte er sich verteidigen: am 1. Juli 1928 erscheint in
der „Schwarzwälder Post" ein Inserat, wo er auf „Gehässigkeiten in den Zentrumsblättern
" antwortet und den zahlreichen Wählern in der Heimat dankt,
„die aus reinem persönlichen Vertrauen" ihn gewählt haben. Eine öffentliche
Versammlung sei ja nicht zustande gekommen.

Lehmann hält am 30. 4. 30 einen Vortrag in Zell über die „Bank der Arbeit",
die Geld für 2 1/2 % Zins verleiht. Anscheinend näherte er sich später etwas
den Nationalsozialisten an, denn auf deren Veranstaltung am 24. 1. 33 in
Oberharmersbach ergreift er als Zuhörer aus dem Publikum das Wort, um sich
mit Hitlers „Mein Kampf" auseinanderzusetzen. In welcher Art dies geschah,
teilt uns der Berichterstatter nicht mit. Es könnte allerdings auch sein, daß dies
in der Form erfolgte, wie die Kapuzinerpatres dies taten, indem sie nämlich
auf die kirchenfeindlichen Aspekte der Ideologie hinwiesen.77

Der Einheit der Katholiken drohte aber auch noch eine andere Gefahr in Zell.
Das Kirchspiel wurde seit 1922 von einem streitbaren Herrn, Stadtpfarrer Dr.
Peter, geleitet, der sich im Verlauf seiner Zeller Tätigkeit sehr oft mit verschiedenen
Gruppen anlegte.

Bereits 1924 tagte in Zell die Kirchenrevision78 um über Beschwerden zu entscheiden
. Peter habe die Versetzung von Kaplan Glöckler betrieben, da dieser
ihn an Beliebtheit übertreffe. Aus diesem Anlaß gingen nun einige gewichtige
Beschwerdebriefe an die Kirchenrevision. Gemeinderat Josef Schätzle für den
Arbeiterverein, Franz Schöner für den Jünglingsverein, Joos für den Gesellenverein
, Gewerkschaften und August Kimmig und Albert Kohler für die DJK
verbanden ihr Eintreten für den Kaplan mit Angriffen auf den Stadtpfarrer, die
alle auf den Punkt hinausliefen, Peter habe kein Verständnis für ihr Anliegen,

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