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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 384
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Hausach in den letzten Kriegswochen 1945

Kurt Klein

Im Frühjahr 1945 lasteten lähmende Angst und die nagende Ungewißheit vor
der nahen Zukunft auf der Bevölkerung von Hausach und dem gesamten Kinzigtal
. Die täglichen Jabo-Angriffe (Jagdbomber) der Feinde auf die Bahnlinie,
auf die Züge mit ihren Lokomotiven, auf jedes Fahrzeug, überhaupt auf alles
was sich bewegte, aber auch die unabänderliche Gewißheit, daß der Krieg für
Deutschland verloren war, bedrückte die Menschen sehr.

Noch saß den Hausachern der unheilvolle Bombenangriff vom 28. Februar
1945 tief in den Knochen. Er sollte die Eisenbahnbrücke über die Unterführung
beim Bahnhof zerstören, um so die Verbindung ins Oberland empfindlich
zu treffen. Zum Schutze der strategisch wichtigen Bahnanlagen waren rund um
Hausach starke Fliegerabwehrverbände postiert worden, die zwar die militärischen
Objekte, Bahnhof und Industrie, schützten, für die Stadt jedoch eine zusätzliche
Gefahr bedeuteten. Wie oft mußten die Flakhelfer von ihrem
Beobachtungsstand auf dem Schloßturm mit ihrem Signalhorn die Einwohner
von plötzlich ins Tal einfallenden Feindflugzeugen warnen, benachrichtigen,
weil die Sirenen nicht mehr rechtzeitig dieser Aufgabe nachkommen konnten!

Nachdem im Dezember 1944 die alliierten Truppen das Elsaß besetzt hatten,
mußte man täglich gefaßt sein, daß der Feind den Strom in Richtung Osten,
Schwarzwald überqueren würde. In aller Eile wurde deshalb eine „Wacht am
Rhein" aus verschiedenen Truppenteilen zusammengestellt und dem Kommando
der Waffen-SS zugewiesen. Der Reichsführer-SS Heinrich Himmler hatte
sein Hauptquartier übrigens in Triberg in einem Salonwagen mit einer stets unter
Dampf stehenden Lokomotive aufgeschlagen. Beim Herannahen der ob
dieser Tatsache wie die Hornissen angezogenen Jabos fuhr der kleine Zug in
den sicheren Tunnel hinein.

Durch Propagandaschriften sollte der Wehrwillen der „Deutschen Männer und
Frauen am Oberrhein" gestärkt werden. So konnte u.a. gelesen werden:
„. . . Die gaullistischen Negerdivisionen sollen wieder als schwarze
Schmach auf unsere Frauen losgelassen werden, während hinter den Amerikanern
die Juden als Besatzungsoffiziere, Militärpolizisten, Wirtschaftsausbeuter
auf die Stunde der Rache lauern . . . Selbst aus dem Elsaß liegen uns heute
Zeugenberichte genug vor, die unmißverständlich Klarheit schaffen: Brandstiftungen
aus reiner Zerstörungswut, Erpressungen, Diebstähle am laufenden
Band . . . sadistische Quälereien deutscher Menschen, Vergewaltigungen
und Schändungen, Alkoholexzesse ..." Die „Soldaten an der Oberrheinfront
" erhielten folgende Anweisung: „Kampf bis aufs Messer mit allen Mit-

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