Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 387
(PDF, 112 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0387
den Rückzug nach Osten abzuschneiden. Man mühte sich vielmehr, durch
Brückensprengungen und Panzersperren die Franzosen so lange wie möglich
aufzuhalten, damit der Rückzug der Deutschen ins Allgäu, zur sagenhaften
„Alpenfestung" einigermaßen geordnet durchgeführt werden konnte. Dadurch
kam es nicht zu der einst geplanten Verteidigung des Kinzigtales bis zum letzten
Mann! Der Bevölkerung blieb deshalb noch größeres Unheil erspart.
Nacheinander eroberten die Franzosen — meist marokkanische Kampfeinheiten
- Gengenbach (16. April), Biberach/Zell (19. April) und Haslach
(20. April).

Die Kunde über den schnellen Vormarsch verbreitete sich in Hausach wie ein
Lauffeuer. Der Freitag, der 20. April, war ein schöner Frühlingstag, was zur
Folge hatte, daß die Jabos wieder das Tal unsicher machten. So wurde an jenem
Tage noch der „Hirschen" in Gutach-Turm durch die Flieger vernichtet.
Schon seit einigen Tagen mußten die Einbacher Bauern mit ihren Pferdefuhrwerken
deutsche Soldaten nach Hornberg bringen. Die Hausacher Bevölkerung
war froh, daß sich das Städtchen nach und nach von deutschen Soldaten
leerte, um dadurch unnötige Kampfhandlungen zu vermeiden. Als sich am
Samstagmorgen noch eine Kampfgruppe um die Kirche herum aufhielt, gelang
es durch entsprechendes Zureden, diese mit dem Lastwagen des „Hosen-
träger-Schmider" kurzerhand talaufwärts abzutransportieren. Hausacher
Volkssturmmänner in Zivil zogen zum Teil mit der Wehrmacht ab, verdrückten
sich aber nach und nach in die ihnen bekannten Wälder. Einige, die den
Soldaten weiter folgten, fielen bei Villingen bei den Kämpfen der deutschen
Truppen gegen die französische Umklammerung. Andere blieben rat- und führungslos
zurück und warteten die Ankunft des Feindes ab. Allgemein wurden
um Hausach keine Anstalten mehr zur Verteidigung gemacht.

Der Samstag selbst war ein regnerischer, trüber Apriltag. Deshalb hatte man
wenigstens vor den Fliegern Ruhe. Als die Front näherrückte, flohen die Hausacher
in die schon lange zuvor speziell als Luftschutzkeller hergerichteten
Unterkünfte beim „Giger-Michel" im Schloßberg-Felsenkeller, die beiden
Weinkeller vom Manogg, den Moosmannkeller, den unterirdischen Gang im
alten Gummen-Steinbruch, die Keller im Herrenhaus und in der Schule sowie
den Löwenkeller. Noch am Morgen erschütterte plötzlich eine Detonation das
Städtchen: deutsche Soldaten hatten noch befehlsgemäß die Kinzigbrücke in
die Luft gesprengt. Sonst blieb es ruhig, obwohl ursprünglich der Stadt unter
der Burg ein anderes Schicksal zugesprochen worden war. Doch lassen wir eine
— wohl kaum bekannte — zeitgenössische Quelle berichten:

„Hausach, einer der industriellen Mittelpunkte des Kinzigtales, sollte nach
dem Willen des Kreisleiters in ein Trümmerfeld verwandelt werden. Daß der
Vernichtungsplan nicht ausgeführt wurde, ist nicht so sehr einer langsam dämmernden
Einsicht zu verdanken als dem überraschend schnellen Vormarsch
der französischen Truppen. Vorhergegangene Luftangriffe hatten in der Stadt

387


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0387