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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 410
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wortet, „daß, nachdem die Erwartungen in vergangenen Jahren nicht erfüllt
und die Versprechungen seitens der Besatzungsmacht nicht eingehalten worden
seien64, beim Stadtrat keine Geneigtheit bestehe, wegen Geländebeschaffung
etwas zu unternehmen". Wahrscheinlich schlug der Stadtrat dann doch
einen versöhnlicheren Ton an und suchte ein passendes Gelände, wie aus einem
Brief vom 24. 10. 52 hervorgeht. Weil aber zwei Besitzer sich entgegenstellten
, wurde von der französischen Verwaltung in Freiburg die Beschlagnahmung
ins Auge gefaßt65. Darauf reagierte wiederum der OB von Lahr,
Friedrich66, indem er am 31. 10. 52 fragte, auf welche Rechtsgrundlage sich
die Verfügung stütze, da ja Beschlagnahmeverfügungen „auf Landesebene
nicht mehr erlassen werden". Diese Frage wurde drei Monate später wiederholt
, sollte aber einer Randnotiz nach keine Antwort bekommen.

Schließlich muß der Rechtsstreit irgendwie geschlichtet worden sein, denn am
16. 4. 53 gab der OB dem Regierungspräsidium von Südbaden, Abteilung Finanzwesen
, sein Einverständnis mit den vom Kommandanten geäußerten
Wünschen67 bekannt. Nicht unerheblich war wohl der Druck einer „Interessengemeinschaft
der Wohnungsverdrängten" bei dem Vorgang. Im September
und Oktober 1953 berichtet der ,,Lahrer Anzeiger" über den Stand der Baustellen
: „310 Besatzungswohnungen im Glockengumpen" (1. 9. 53), „Wohnblocks
schießen aus dem Boden" (28. 10. 53)68. Noch einmal wurden die
Wohnungsprobleme 1956 von OB Friedrich erwähnt; er schrieb seinem französischen
Briefpartner69: „Es war, wie Sie selbst nur zu gut wissen, oft nicht
leicht, das Baugelände zur Verfügung zu stellen." Hier wird übrigens auch
nachträglich das Ziel der Bemühungen der Stadtverwaltung genannt: „die Verteidigung
Europas". Der OB beteuerte zum Schluß sein „Bestreben, ... an
der Vertiefung des Verhältnisses zwischen Franzosen und Deutschen zum Nutzen
Europas mitzuhelfen".

Zusammenfassend: in den Jahren 1945 bis 1948 standen Requisitions- und Ernährungsfragen
und bis 1953 Wohnungsfragen in Lahr im Mittelpunkt der
deutsch-französischen Interaktion auf Stadtebene. Wie der Alltag der Bevölkerung
war auch die Arbeit der Behörden von den Aufgaben beherrscht, die die
Notlage der ersten Nachkriegszeit und der Wiederaufbau stellten. Es wurden
von deutschen und französischen Behörden divergierende Ansichten vertreten;
manchmal liefen die Interessen auseinander, was zu Streitfällen führen konnte.
Diese Streitfälle aber wurden durch Verhandlungen beigelegt, bei denen nicht
immer die Deutschen nachgeben mußten, und die wiederum den Modus der
Zusammenarbeit beeinflußten.

Paul Wäldin

Paul Wäldin war in der hier untersuchten Zeitspanne als Oberbürgermeister
der Stadt der Hauptgesprächspartner der Franzosen. 1888 in Lahr geboren,
hatte er Rechts- und Staatswissenschaften studiert und 1911 promoviert; im

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