http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0411
Paul Wäldin, Oberbürgermeister
der Stadt Lahr.
1. Weltkrieg war er an der Front gewesen. Von 1929 bis 1933 war er als Abgeordneter
des Kreises Lahr — Emmendingen im Badischen Landtag; er gehörte
der Deutschen Demokratischen Partei an. 1933 zog er sich aus dem politischen
Leben zurück, bis die Franzosen ihn 1945 ins Rampenlicht zogen. Nach dem
Krieg wirkte er mit neben seiner Tätigkeit als OB von Lahr am Wiederaufbau
der Demokratischen Partei, wurde Staatssekretär der Finanzen im Kabinett
Wohleb, bis er nach Gründung des Landes Baden-Württemberg 1952 das Amt
des Regierungspräsidenten von Südbaden bekleidete.70.
Sein Amtsantritt ist beispielhaft für die Zeit der Kontrolle: er wurde von der
Besatzungsmacht bestellt. Auf ihn trifft wohl zu, was Theodor Eschenburg von
der Arbeit der Regierungschefs sagt: „Zunächst galten sie in der Bevölkerung
als Büttel der Besatzungsmacht, zugleich erhoffte man sich jedoch von ihnen,
daß sie als Bittsteller und Advokaten bei der Militärregierung aufträten. "'1
Durch die ersten Gemeindewahlen am 19. 5. 46 wurde er auch in seinem Amt
bestätigt. Die Zeitschrift der Militärregierung „La France en Allemagne" bezeichnete
ihn im März 1948 als den ersten „Leader" der Demokratischen Partei
in Südbaden.
Was bedeutet aber dieser pompöse Titel in Anbetracht der 11 % Stimmen für
die Demokratische Partei bei den Stadtkreiswahlen am 26. 5. 46? Bei den
Landtagswahlen vom 18. 5. 47 bekam sie 14,2 %, während die Badische
Christlich-Soziale Volkspartei (die ab Januar 1948 CDU heißen würde)
37,8 %, die Sozialdemokratische Partei Baden 38,1 % und die KPD 13,1 %
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