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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 449
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Die drei Teile der Neuausgabe von 1588 im Vergleich

a) Bernhard Schmid geht es um die Erneuerung der „wunderlichen geschieht
des Edlen Herrn Peter von Stauffenberg genant Diemringer auß der Ortenaw
bey Rein."

Wenn Fischart im Vortrab behauptet, der Vorlage sei nichts hinzugefügt und
nichts weggenommen, sie sei „vnverruckt ... in der summen" (Fi 751; 754),
dann ist das nicht ganz richtig: die Vorlage ist, ohne Fischarts Vortrab mitzurechnen
, um ein Drittel erweitert worden; nicht durch die Hinzufügung neuer
Episoden, sondern durch eine im ganzen breiter ausgeführte Darstellung.

Dennoch handelt es sich um eine modernisierte Neuausgabe des alten Werkes,
dessen Erzählstruktur erhalten bleibt, dessen Sprache und Stil sich freilich dem
Zeitgeschmack und dem geistigen Zuschnitt des bürgerlichen Bearbeiters anpassen
müssen.

b) Fischarts Vortrab, wie die Histori Bernhard Schmids in vierhebigen Reimpaaren
verfaßt, leistet genau das, was Schmid zu leisten versagt war: er interpretiert
die Verserzählung vom Staufenberger in 814 Zeilen als einen „rechten
Adelsspiegel" — freilich aus bürgerlich-patrizischer Sicht.

Das Werk wird von Fischart in erster Linie den „Alten Teutschen frumm" (Fi
8), darnach erst „dem Teutschen Adel Kün" (Fi 9) gewidmet. Ritterschaft ist
ein Sonderfall christlich-städtischer Lebensform; die an dem Helden ablesbaren
Tugenden sind bürgerliche Sozialtugenden.

c) Jobins Vorrede macht die frouwe zum Hauptgegenstand des Interesses, interpretiert
sie als Larve des Teufels und stellt das Werk damit in den Rahmen
seines dämonologischen Verlagsprogramms.

Der Schwierigkeit, einen in Zauber- und Hexenwesen verstrickten ritterlichen
Vorfahren so darzustellen, daß die Geschichte dem adeligen Auftraggeber dennoch
zum Ruhme gereichen kann, entgeht Jobin durch die theologische These,
daß Gott dem Ritter von Staufenberg sein Leben „eher beschlossen" habe,
„auff daß die Seel erhalten wirde, vnnd nicht weiters in Versuchung käme"
(Jo 41).

Fischart übernimmt dieses Theologumenon:

„Gott strafft die seinen drumb hie geschwind,

Auff daß sie nit fortfahren in Sündt,

Auff daß sie sich nicht mehr verirren,

Thut er sie vom Weg zeitlich fuhren" (Fi 627—631).

Daß die frouwe nur ein Köder des „bösen Feindts" ist, bedarf für Fischart keiner
Frage:

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