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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 450
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„Das zeitlich war nur ein verlocken,

Daß er darinnen solt verstocken;

Vnd durch desselben Süssigkeit

Nimmer dencken zur Ewigkeit" (Fi 711—714).

Schmid stellt von den drei Autoren die frouwe am wenigsten in die Nähe der
Unholde und Gespenster. Bei der Absolution kurz vor dem Tode des Ritters
läßt er den Priester zum Staufenberger sagen,

„Das er schwerlich gesündiget het

Mit disem Weib, die er zu Bet

Vnd allenthalb gebraucht" (BSO 2479-2481).

Nicht der Umgang mit einer Hexe, sondern der Status der „wilden Ehe" wird
dem Staufenberger zum Vorwurf gemacht.

Auch die Szene in Frankfurt, als der Staufenberger, da er sich weigert, die
Herzogin von Kärnten zu ehelichen, seine geheime Liaison offenbaren muß,
streift bei Schmid kaum die Sphäre des Dämonischen:

„Solt jr ein Gey st zum Weibe han?" (BSO 2150)

Das ist wesentlich weniger scharf formuliert als selbst bei Egenolf:

„Der tüfel in der helle

ist üwer schlaf geselle" (PvSt 987 f.).

d) Eine noch zu klärende Frage ist, warum Fischart, wenn ihm die Neuausgabe
des ,Peter von Staufenberg' ein Anliegen war, diese Bearbeitung nicht selbst
leistete, sondern sie einem andern überließ.

Mangel an Interesse und an Zeit dürften es nicht gewesen sein: Fischart, der
mit Melchior Widergrün offenbar gut bekannt war, hatte sich in den Sagenstoff
bereits eingelesen und sich mit literarischen Querverbindungen beschäftigt
. Außerdem scheute er es auch sonst nicht, Bearbeitungen vorzunehmen.

Mit Knauer24 nehmen wir an, daß die antikatholische Gesinnung des Protestanten
Fischart es diesem unmöglich machte, eine Dichtung zu bearbeiten, deren
Held Katholik war und in dessen Leben katholisch-religiöse Anschauungen
und Gepflogenheiten eine große Rolle spielten.

In seinem Prolog erwähnt Fischart die Zugehörigkeit des Helden zur katholischen
Kirche nicht. Erst in dem von Schmid überarbeiteten Teil werden durchaus
objektiv katholische Elemente dargestellt: daß Ritter Petermann die
Jungfrau Maria verehrt, daß er nach Nußbach reitet, um eine „früe Meß" zu
hören, daß er am Ende seines Lebens beichtet und das Sakrament empfängt.
Es wird vom Begräbnis und vom Trauergottesdienst, von Bischöfen, Priestern
, Nonnen und Klöstern gesprochen — und das alles ohne Ironie, vielmehr
objektiv und in aller Ausführlichkeit.

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