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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 452
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In dieser monistischen Weltsicht erscheint auch die frouwe als ein Geschöpf
Gottes. Ihre Schönheit stammt von Gott (PvSt 209), ebenso ihre Ubiquität, ihre
Fähigkeit zu sein, wo sie will (PvSt 499). Sie selbst ist ganz auf Gott hin
ausgerichtet und ruft ihn zum Bürgen dafür an, daß sie die Wahrheit sagt (PvSt
403).

Die einzigen, die die frouwe als ein Teufelsgeschöpf interpretieren, sind die
Geistlichen (PvSt 972). Tadelnd kann der Verfasser sagen: „die pfafheit hat
ihn überredt" (PvSt 981).

Der Glaube an die Interpretation der pfafheit läßt den Ritter von Staufenberg
die Warnungen der frouwe in den Wind schlagen und bringt ihm letzten Endes
den Untergang.

Selbst angesichts seines Todes klagt der Ritter nicht etwa die frouwe an, sondern
vielmehr seine Verwandten, die ihn zu der Hochzeit mit der Herzogin
von Kärnten überredet hätten.

Die scholastische Lehre, daß die Schöpfung Hervorgang des gesamten Seins
aus der universalen Ursache Gott ist, spiegelt sich in der Erzählung vom Staufenberger
wider und läßt auch die frouwe teilhaben an der Gutheit des Seins.

c) Bernhardt Jobin, der Verleger der Neuausgabe von 1588, ist einem dualistischen
Weltbild verpflichtet: die Welt ist zum Kampfplatz zwischen Gott und
dem Satan geworden, das „außgelaßne wütige Teuffelsheer" droht den Menschen
um sein Heil zu bringen. Dabei bedient er sich der unterschiedlichsten
„larffen": eine davon ist die frouwe.

Fischarts Vortrab spiegelt dieselbe Weltanschauung wider. Die Liaison des
Staufenbergers mit der frouwe beweist, „daß jhm der böß Geist stellet nach".

Auch der Organist Bernhard Schmid, obwohl von den drei Autoren am wenigsten
dualistischer Weltsicht zugewandt, läßt erkennen, daß er doch nicht ganz
frei von ihr ist.

Die eigentliche dämonologische Umdeutung der Erzählung geschieht jedoch in
Jobins Vorrede. Die „unreinen kuppeligen Geister" sind die Werkzeuge,
durch die Satan „sein Reich der Finsterniß noch teglich pfleget zu erhalten vnd
fort zu pflantzen" (Jo 9).

Da die frouwe des Staufenbergers in die Reihen des Teufelsheeres gestellt
wird, trifft sie die ganze Härte der Verurteilung durch den calvinistischen
Autor.

Die Vorrede enthält zudem den Abriß einer Unheilsgeschichte, die als Gegenentwurf
zur christlichen Heilsgeschichte erscheint.

Die Reihe der Zauberinnen und Unholdinnen beginnt mit „des Ertzvatters Noe
. . . Ehefraw" (Jo 6), führt über die Sagengestalten des Altertums (Oedipus,

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