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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 465
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Ehebruchs mit seiner Magd. Behrle ergriff zunächst die Flucht, kehrte aber zurück
, stellte sich und zahlte 400 fl Buße.46

Ein Enkel Johann Behrles, der Metzger Franz Behrle, heiratete 1717 Grimmelshausens
Enkelin Jacobäa.

Auch Grimmelshausens späterer Schwiegersohn Jacob Behrle tat sich zwischen
1672 und 1673 dadurch hervor, daß ihn die Regierung in Zabern viermal
wegen „unehelicher Beiwohnung" mit Christina, der Frau des Metzgers
Hundt, verurteilte.47 In Anbetracht seiner späteren Ämter schien dies aber
seinen Ruf bei der Obrigkeit nicht ruiniert zu haben. Auch sein Verhältnis zum
Metzger Hundt blieb nicht nachhaltig getrübt, da dieser später als Pate von
Kindern Behrles und Maria Walpurgis' auftritt.48

Fassen wir nochmals zusammen: Soweit man über den gesellschaftlichen Umgang
der Familie Grimmelshausens informiert ist, lassen sich keine aufsteigerischen
Tendenzen erkennen. Seine Schwiegersöhne sind ein Sägemüller und
drei Wirte, zwei davon Gerichtszwölfer, einer Schultheiß. Auch als Trauzeugen
oder Paten erscheinen neben Zwölfern Metzger, Chirurgen, Maler,
Schaffner, weniger „reine" Bauern.49 Man bewegt sich hauptsächlich in der
eher halbbäuerlichen Schicht, auf der Ebene der „Dorfprominenz". Was
Grimmelshausen selbst betrifft, so mag man sicher darüber streiten, ob er als
Schriftsteller durch seine gesellschaftliche Position isoliert gewesen sei, als
Mensch war er es sicherlich nicht. Zum einen ist er zu dieser Zeit in dieser
Gegend als Zugezogener und hinsichtlich seiner Standeszugehörigkeit nicht
festgelegter Neuling keineswegs eine Ausnahme. Zum anderen ist die Einsamkeit
des „Mannes zwischen den Ständen" für ihn schon deshalb nicht in dem
Maße gegeben, weil es deren in seinem Umfeld genügend andere gibt. Obwohl
Grimmelshausen sich der bäuerlichen Schicht nicht fernhielt, lagen seine persönlichen
Bekanntschaften wohl gerade in dieser zwischenständischen lesefähigen
Dorfbevölkerung von mitunter relativer Ehrbarkeit. Ebenso ist nicht
auszuschließen, daß sich in diesen Kreisen literarisch interessierte Personen
befanden.

Daß der Mensch Grimmelshausen sich in diesem Umfeld sogar recht wohl gefühlt
haben muß, ergibt sich nicht nur aus den in seinen Schaffnerrechnungen
aufgeführten mit anderen zusammen getrunkenen Maß Wein. Doch auch der
Dichter entzog sich dem keineswegs, wie man aus der Behandlung seiner Lebenswelt
in seinen Schriften ersehen kann. Schließlich stand die Realität, die
sich in seinem Bekanntenkreis bot, weder an burlesken Szenen noch an Konflikten
Grimmelshausens Werk wenig nach.

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