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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 477
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Aber es ist leicht und reizvoll, in diesen Mitteilungen an seine vielen Freunde
in ganz Europa diesen Kuraufenthalt ein Stück weit nachzuerleben. An Mathilde
Vollmoeller schrieb er z. B.: „Ich habe vor, nur in den Wäldern herumzulaufen
zwischen den kühlen Blaubeeren, solange bis sich ein wenig Muth in
mir niederschlägt...". Der „schönen Baronesse" Sidonie Nädherny von Bo-
rütin gab er eine Lagebeschreibung des Bades: „... es liegt mit seinen, theils
altmodischen Häusern um die leisen Heilquellen, und die Waldhügel kommen
von allen Seiten so nah, daß es nie größer werden konnte. Auf halber Waldhöh
nun liegt, überschauend, ein ganz neues Gästehaus, für mein Bedürfnis fast zu
heuerisch und neustylig („Sommerberg"); aber bequem, sonnig und so, daß
man ohne jemanden zu kennen und zu grüßen darin sich leben lassen kann..."
Für Manon zu Solms hatte Rilke die Botschaft, „daß ich vor vier Tagen durch
Ihr schönes Straßburg kam; mir ist, als hätte es mir deutlich und eindringlich
Grüße an Sie eingegeben, die ich nicht veruntreuen darf..." Auch mit seinem
Verleger Kippenberg korrespondierte Rilke, um ihn zu informieren, daß er,
sich „blindlings entschließend", in Rippoldsau zur Kur sei. Vor allem aber
fehlte nicht der Hinweis: „Der Arzt rät mir, ein paar Kurtage zuzugeben
Und Kippenberg verstand, überwies Geld nach Rippoldsau und freute sich,
daß ihm Rilke zurückschrieb: „Ich habe während zwei Jahren keine ländlichen
Sommertage gehabt..., so daß mich in diesen vielen Wäldern alles rührt, erstaunt
und freut. Die Sonne glänzt schöner in die dunklen Fichtenwege hinein,
als ich noch wußte, und die Lichtungen sind frei und durchgewärmt. Das
Glücklichste sind aber alle die lauteren Quellen; kaum bleibt eine zurück, so
rauscht schon die nächste rein ins Gehör..."

Am 17. September 1909 war Rilke wieder — über Colmar! — auf dem Weg
nach Paris, schrieb dann im Herbst u.a. an Lou Andreas-Salome:
„...Fichtennadel-Luftbäder, gute Ernährung, vorzüglich aber die einfache
Fichtenluft selbst und der Klang und die Kühle lauterer Quellen von allen Hängen
; das war ein starker Wechsel, der wirken sollte..." Immer wieder rühmte
Rilke den Schwarzwald gegenüber Freunden, und in den folgenden Jahren
äußerte er mehrfach die Absicht, die Rippoldsauer Kur zu wiederholen...,
weit weg von seinem Arbeitszimmer „mit dem ganzen ungeheuren Paris rundherum
" (so an Frau von Nostitz).

Die zweite Rippoldsauer Kur (6. Juni — 8. Juli 1913)

Den Sommer 1913, die letzte „alteuropäische" Sommersaison, erlebte Rilke
noch einmal im Rippoldsauer Kurtal und seinen weiten, sonnendurchfluteten
Wäldern. Auch diesen Aufenthalt erleben wir wieder mit in seinen Briefen, die
natürlich den Schreiber charakterisieren, die aber auch alle ganz individuell
abgestimmt sind auf den jeweiligen Empfänger, die Alltägliches ansprechen,
die oft aber auch Grundfragen menschlicher Existenz aufwerfen: „Ich gehöre
zu den Menschen, den altmodischen, die den Brief noch für ein Mittel des Um-

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