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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 503
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dort von seinen Verdiensten leben können. Puls ruhig, Gesichtsfarbe rein, speit viel
weniger. Hat noch immer die Idee, daß durch Ausdünstungen anderer nachteilig auf
seinen Körper gewirkt werde, daß er deswegen nicht schlafen könne und viel speien
müsse. Sondert sich beim Essen, beim Spielen und sonst immer von anderen ab. Die
Gestikulation etwas weniger, die Kleidung etwas ordentlicher und das Zimmer reinlicher
. Von Onanie wurde nichts wahrgenommen.

20. Nov.

Der relativ bessere Zustand dauert fort. S freut sich auf seine Entlassung.

Er gibt nun zu, auffallend in seinem früheren Benehmen gewesen zu sein, der Anfall
in Offenburg sei davon hergekommen, daß er lange nichts mehr zu essen gehabt habe,
man habe ihm nichts mehr gegeben, dann habe er lange von Brot und Bier gelebt und
sei dann auf einmal zu allerlei Getränken gekommen, spricht selbst davon, daß er im
Walde eine Hütte gebaut habe, weil er keine Unterkunft mehr gefunden, ein anderer
— meint er — wäre in seinen Verhältnissen ganz wahnsinnig geworden. Er gibt die
Criese zu, aber die Ursache hält er für Verfolgung. Aussehen gut, klagt nicht über sein
Befinden. Das Benehmen wie oben.

29. Dez.

Wurde heute gebessert entlassen. Er schied sehr freudig und mit den besten Vorsätzen
nach Haslach.

Abschlußbericht nach Haslach:
An das Großh. Physikat Haslach

Die Entlassung des Malers Karl Friedrich Sandhaas von Haslach aus der Heil- und
Pflegeanstalt Illenau betr.

Rubrikat (?) wurde am 9. Okt. 1843 in die Anstalt aufgenommen. Er bewies sich im
Ganzen als ein gemütlicher Mann, der aber voll Eigenheiten und Sonderbarkeiten
durch seinen Anzug, Bart und Haaren wie durch sein unstetes Wesen, seine komischen
Gestikulationen auffiel und der seine Zeit lieber verschlief oder durch kindische Spiele
vertändelte, als auf eine nützliche Beschäftigung verwendete. Dabei war er von äußeren
Einflüßen sehr beherrscht, so verursachte ihm die hiesige Luft eine üble Stimmung
und machte ihn zum Zeichnen unfähig, so wirkte die Ausdünstung anderer auf seinen
Körper, veranlaßte ihn zu beständigem Räuspern, ließ ihn nicht schlafen und nötigte
ihn zur Absonderung von anderen Menschen. Eine Krankheit wollte er in seinen Vorstellungen
und seinem sonderbaren Benehmen nicht erkennen. Einer guten Kost, dem
Kaffee, Wein und Bier war er nicht abhold, liebte große Wärme und große Touren im
Freien. Sein Aussehen war übel, die Sputa waren einige male mit Blut gemengt, und
bei der Untersuchung der Brust war beidseits — besonders oben rechts — unter dem
Schlüsselbein der Ton matt, das Respirationsgeräusch mangelhaft.

Durch Regulierung der Lebensweise, durch körperliche Arbeit im Felde und zu Hause
besserte er sich; er zeichnete fleißiger, benahm sich verständiger und kam zuletzt noch
zur (teilweisen) Einsicht seiner früheren Krankheit. Da wir bei dem Alter des Sandhaas
und dem tiefgewurzelten Leiden so wie bei der Erblichkeit der Seelenstörung in der
Familie keine vollkommene Genesung hoffen durften, so haben wir ihn heute ver-

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