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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 514
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Otto Laible, der als Sohn des Haslacher Lehrers Eduard Laible geboren wurde
, hatte schon in jungen Jahren keinen anderen Wunsch, als seiner künstlerischen
Begabung zu leben. Er wollte auf keinen Fall Lehrer werden, wie es
seine Familie von ihm verlangte. Man schickte ihn aufs Lehrerseminar, und
als dies zu Mißlichkeiten führte, steckte man ihn in eine Graveurlehre, was
von Otto Laible als Zwang und nicht als eigentliche Berufung empfunden wurde
, obwohl es künstlerisches Schaffen immerhin tangierte. Bis 1915 hielt er
es in dieser Lehre aus, und dann brachte der Kriegsdienst bis 1918 zwar keine
glücklichen Erlebnisse — er machte die mörderischen Materialschlachten bei
Verdun und an der Somme mit und wurde verwundet — aber wenigstens Aufschub
der Berufsfrage, bis er ihr mit 20 Jahren sicherer entgegentreten konnte.

Die Studienjahre in Karlsruhe

Die Familie drängte ihn zwar immer noch, einen „soliden" Beruf zu ergreifen
, doch der junge Laible war jetzt entschlossen, Künstler zu werden. So einigte
man sich zunächst auf einen Kompromiß: Otto Laible sollte sich auf der
Kunstgewerbeschule in Karlsruhe als dekorativer Entwerfer und Schmuckzeichner
ausbilden lassen. Dies gelang auf Anhieb so gut, daß er den ersten
Preis in einer Fachklasse erhielt und dann mit einem Teil der Schule nach
Pforzheim übersiedelte, wo die Praxis der Schmuckerzeugung ihm gute berufliche
Chancen eröffnen konnte.

Aber gerade durch diese Erfolge in seinem Selbstbewußtsein gestärkt und
überzeugt, daß er Besseres und Wesentlicheres leisten könnte und müßte, faßte
er endgültig den Entschluß, nicht angewandter, sondern freier Künstler zu
werden. 1921 begann er sein Studium an der Landeskunstschule in Karlsruhe,
an der seit Mitte des 19. Jahrhunderts, seit Johann Wilhelm Schirmer 1834 Direktor
geworden war, sich eine nahezu ununterbrochene Tradition hervorragender
Malerei entwickelt hatte. Für das Schulgeld und den Unterhalt mußte
Laible allerdings weitgehend selbst aufkommen. Er verdiente sich das Nötigste
durch grafische Aufträge und Bemalen von Vasen der Karlsruher Majolika-
Manufaktur.

Seine Lehrer an der Landeskunstschule waren zunächst Georg Scholz, ein profilierter
Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Malerei und Zeichnung, sowie
Walter Conz, ein hervorragender Lehrer für die grafischen Techniken, vor allem
die Radierung. Schließlich war Laible zehn Jahre lang Meisterschüler bei
Ernst Württemberger, jenem begnadeten Lehrer, der eine ganze Malergeneration
an der Karlsruher Landeskunstschule prägte. Die extreme Gespaltenheit
der zwanziger Jahre spiegelt sich in Laibles Akademielehrern wider. Ernst
Württemberger war der Erbe von Hans Thoma und damit Sachverwalter der
Maltradition bis ins 19. Jahrhundert zurück. Georg Scholz sprach mit seinem
bösen sozialkritischen Realismus die Ziele der Revolution, von George Grosz
und der Dada-Bewegung aus. Beide Professoren bestimmten gleichermaßen

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