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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 534
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treffen. Die ältesten Formen im Ried gehören dazu. Nach Pieske3 scheinen sie
in Norddeutschland häufiger gewesen zu sein als in Süddeutschland. Da diese
Zettel aber selten Sammelobjekt gewesen sind, ist das Mengenverhältnis zu
den ausgestalteten Patenbriefen nicht genau festzulegen. Sie finden sich im
ganzen deutschen Sprachgebiet, auch in Gebieten mit stark ausgeprägten Sonderformen
wie im Elsaß und im Sudetenland.

Sachsen bildete den Ausgangspunkt der Patenbriefherstellung. Es verschickte
seine graphischen Erzeugnisse in alle Welt und hielt selbst am zähesten an dem
Patenbriefbrauch fest, obwohl die gleichen Muster auch in Mecklenburg,
Schlesien oder der Mark Brandenburg gedruckt wurden.

Die einzelnen Typen sind verschieden. Die früheste Form sind die großen
Kupferstichblätter. Sie tragen einen ausgesprochen bürgerlichen Charakter
und sind die Erzeugnisse handwerklich guter Kupferstecher. Es sind keine
Massenprodukte, wie sie wenige Jahrzehnte später auftraten. Sie sind verwandt
mit den sog. Bruderschaftsbriefen, die im 18. Jahrhundert den Mitgliedern
der kirchlichen Bruderschaften als Neujahrsglückwünsche gegeben
wurden.

Die kolorierten Holzschnitte, die vom Jahre 1724 an ihre größte Verbreitung
haben, sind die volkstümliche Ausformung der großen Kupferstichblätter. Sie
werden ab 1750 sehr beliebt. Vereinzelt sind sie noch 1840 anzutreffen. Ihr
Gebiet ist ganz Nord- und Mitteldeutschland einschließlich Schlesien. Übergangsformen
zu den späteren Faltbriefen, die den hauptsächlichsten Paten-
brieftyp darstellen, sind Kupferstiche, häufig koloriert. Das früheste Exemplar
ist von 1745. Eine weitere Verwandtschaft zu den großen Kupferstichen besteht
bei den Nürnberger Patenbriefen, die hauptsächlich in der Zeit von 1800
bis 1840 von 4 Nürnberger Kupferstechern gefertigt wurden. Sie wurden in
der Gegend von Nürnberg, Bamberg, Bayreuth, Feuchtwangen, Schwäbisch-
Hall, Böhmisch-Kamnitz und Warnemünde benutzt.

Die Form der Faltbriefe ist so stark verbreitet gewesen, daß sie als der Patenbrief
schlechthin bezeichnet wird. Die frühesten sind ausschließlich Kupferstiche
. Erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts bis weit ins 19. Jahrhundert
erscheinen die Holzschnitte. Das bisher älteste Exemplar ist von 1727, dann
1728, weitere aus den 30er Jahren. Aber erst ab 1750 werden sie so häufig,
daß sie den eigentlichen Typ des Patenbriefes ausmachen.

Ihre Illustration umfaßt die Taufdarstellung in der Kirche, die Entwicklung der
Tracht des Geistlichen, Verschiedenartigkeit der Taufsteine, die Tabernakel,
die Kostümgeschichte. Immer gibt die gehobene Gesellschaftsschicht das Vorbild
, nie ist der Anzug des Bauern oder Kleinbürgers zu finden. Das zweitwichtigste
Thema der Faltbriefe dürfte die Taufe Christi im Jordan sein.
Neben diesen Hauptthemen gibt es eine Reihe von Darstellungen wie die Anbetung
der Hl. Drei Könige und Hirten, Jesus am Kreuz, Darstellung von

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