http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0551
Hochzeitslader bei öffentlichen Hochzeiten
in früheren Zeiten
Eine fast vergessene Sitte im Renchtal
Wilhem Vajen
Zwei Burschen aus nächster Verwandtschaft des Brautpaares wurden vom
Gastwirt, in dessen Lokal die Hochzeit stattfand, angestellt und beauftragt, in
allen Familien der Ortschaft und der umliegenden Ortschaften, wo das Hochzeitspaar
beheimatet war, in jeder Familie zur Hochzeit zu laden.
Dies geschah mit folgender Rede der beiden Hochzeitslader:
Gute Tag Ihr liebe Leit,
l. Hochzeitslader:
Om nächste Zistig, de siebzehnt November fiere de ältste Sohn vum Lochbuar,
de Jörg vom Wolfhag un's Nockebure Dochter d'Fränz vum Hindere Winterbach
ihri Hochzit.
Om zehni ischd kirchlich Trauung
in de Stadtpfarrkirch von Oberkirch,
onschließend gehts im Hochzitszug
mit de Musikkapelle von Wolfhag
vorus ins Lomm im Gaisbach.
Doh wird donn ufgetrage noach
Beliebe.
2. Hochzeitslader:
Noh kumener au e bisli un verachte
uns nit.
Wenn ihr uns diene, donn wäre mir
eich au diene, seis in Freid oder in
Leid, besser in Freid als in Leid.
Es war üblich, daß die Einlader mit
einem Schnäpschen verabschiedet
wurden. Da war es nur verständlich
wenn zum Schluß des Tages den
Hochzeitsladern beim Aufsagen ihrer
Sprüche die Zungen nicht ganz
parierten!
Hochzeitslader im Renchtal
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