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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 560
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0560
Clemens Zimmermann, Reformen in der
bäuerlichen Gesellschaft

Studien zum aufgeklärten Absolutismus in der
Markgrafschaft Baden 1750—1790. Scripta-
Mercaturae-Verlag, Ostfildern 1983, 218 Seiten

In den Darstellungen der volkswirtschaftlichen
Theorien nimmt Markgraf Carl-Friedrich
von Baden-Durlach eine viel beachtete Stellung
ein. Absoluter Herrscher in seinem kleinen
Staat, der durch den Anfall der Markgrafschaft
Baden-Baden beträchtlich vergrößert
wurde, durch keine ständische Vertretung in
seiner Regierungsgewalt beschränkt, bemühte
er sich im Sinne des aufgeklärten Absolutismus
, den Wohlstand seiner meist bäuerlichen
Untertanen zu fördern und die hohe Verschuldung
der Gemeinden zu beheben. Dazu glaubte
er, in der Lehre der Physiokraten einen
Weg gefunden zu haben. Im Gegensatz zum
Merkantilismus Colberts erklärten seine Anhänger
, daß die Quelle allen Reichtums die
Landwirtschaft sei, demnach sie vor allem gefördert
werden müsse. In seinem Bemühen,
dieses erdachte System in die Wirklichkeit
umzusetzen, wurde der Markgraf und spätere
Großherzog von Baden von einer Reihe überzeugter
hoher Beamten unterstützt, so von
Joh. Jakob Reinhard, Joh. August Schlettwein
, dem führenden deutschen Physiokraten
und dem Schwager Goethes, Joh. Georg
Schlosser, der als Amtmann in Emmendingen
tätig war. Schon oft beschrieben, findet das
Reformwerk in der angezeigten Arbeit eine
neue gründliche Bearbeitung. Um den Interessierten
einen leichteren Zugang zu verschaffen
, gibt der Verfasser zunächst eine Darstellung
der Verwaltung des markgräflichen Staates
sowie der wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnisse der Untertanen. Anschließend
behandelt er die Lehre der Physiokraten sowie
die Anschauungen ihrer wichtigsten badischen
Vertreter. In den folgenden Abschnitten untersucht
er die Maßnahmen der Regierung auf
dem Gebiet der Rechts- und Wirtschaftspolitik
und dann in Fallstudien die Vorhaben der Regierung
auf dem Gebiet der Bildungspolitik
(Einrichtung von Industrieschulen, Sonntagsund
Realschulen), vor allem der Agrarpolitik
(1783 Aufhebung der Leibeigenschaft, Anbau
von Klee, Urbarmachung von sumpfigem Gelände
usw.) Das Kernstück aller Maßnahmen
war der vom Markgrafen gebilligte Versuch
Schlettweins, in drei Gemeinden seines Landes
(Teningen bei Emmendingen, Bahlingen
am Kaiserstuhl und Dietlingen bei Pforzheim)
die Abgaben und Steuern der bäuerlichen Bevölkerung
zu beseitigen und statt dessen eine
Einheitssteuer auf der Grundlage der landwirtschaftlichen
Erträgnisse einzuführen. Das
Unternehmen scheiterte. Eingehend untersucht
der Verfasser die Gründe hierfür, die
vor allem in der Abneigung der Betroffenen
gegen Neuerungen zu suchen sind und gegen
die neuen Lasten, die auf sie zukamen. Die
Bedeutung der gründlichen und umfassenden
Arbeit liegt darin, daß sie die Möglichkeiten,
aber auch die Grenzen des aufgeklärten Absolutismus
auf dem Gebiet der Agrarpolitik
aufzeigt.

Ergänzend ist zu sagen, daß die Maßnahmen
der Karlsruher Regierung Entsprechendes in
andern Teilen des badischen Landes fanden,
besonders in jenen Gebieten, die unter der
österreichischen Verwaltung standen. So gab
es damals z. B. in der Landvogtei Ortenau keine
Leibeigenen mehr.

H. Sehn.

Kapellen zwischen Rhein und Schwarzwald-
hochstraOe

Betrachtungen kulturhistorischen Erbes

Bezirkssparkasse Bühl. Bühl/Baden. 1987
Das angezeigte Werk enthält, nach Gegenden
geordnet, eine Zusammenstellung aller Kapellen
im Raum zwischen Sinzheim und Ottersweier
. Es handelt sich um meist kleinere Bauten
ohne Turm und Taufstein, die ja die Vorrechte
von Pfarrkirchen sind. Sie sind nicht
Mittelpunkte einer Pfarrei, sondern Stätten
der Andacht für einzelne Ortsteile, kleinere
Ortschaften, religiöse Gemeinschaften, die
Kranken eines Krankenhauses oder eines Altenheimes
. Vergeblich wird man ihre Namen
im Dehio suchen, denn kunstgeschichtliche Bedeutung
kommt den älteren von ihnen kaum
zu. Erbaut wurden sie meist in der Zeit etwa
seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bis heute.
Ihre Ausstattung entspricht demnach auch jenem
damals herrschenden Zeitstil. Und dennoch
geht von diesen kleinen, weißgetünchten
Räumen, oft noch mit ihren ursprünglichen
barocken Altären, eine eigenartige Wirkung
auf den Besucher aus, von ihrer Stille und ihrer
Schlichtheit. Wegen ihrer Kleinheit, aber auch
aus Unkenntnis wenig beachtet, von Ortsangehörigen
oder Besitzern betreut, verdienen sie

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