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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 562
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merkwürdigen Brauch sowie so manchem verborgenen
Phänomen der Schwarzwälder Volkskultur
nach, das in unserer schnellebigen Zeit
allzu leicht der Vergessenheit anheimfällt.
In zweiundzwanzig Erzählungen, Berichten
und Geschichten erfahren wir viel Wissenswertes
und Interessantes, das die Geschichte und
das Brauchtum des Schwarzwaldes und seiner
Bewohner erhellt. Der Schwarzwald trägt in
seiner Überlieferung ja nicht nur märchenhafte
, romantische Züge. Schon immer haftet ihm
etwas Geheimnisvolles an. Kurt Klein versteht
es in der Begegnung mit dem Volk, den Schleier
des Geheimnisvollen zu lüften und bisher
Verborgenes der Vergessenheit zu entreißen
und so der Nachwelt zu erhalten.

So erklärt er allerlei Merkwürdiges und Verborgenes
im uralten Brauch des Scheibenschla-
gens; er enträtselt die Sagen vom Teufelstein
bei St. Roman sowie die Hexensage des Kandels
; er verfolgt die geheimnisvollen Spuren
des heiligen Landolin und des heiligen Fridolin
, des Apostels der Alemannen. Kurt Klein
zeigt sehr deutlich, wie sich in den alten Sagen
und Gebräuchen die Mentalität und der Charakter
der Schwarzwälder Volksseele widerspiegeln
, ihre Gläubigkeit und Religiosität, das
Festhalten am Althergebrachten, an Tradition
und Geschichte.

Die Schwarzwälder Volksseele hat aber auch
viele große und kleine Originale hervorgebracht
, zahlreiche Künstler, Dichter und geniale
Erfinder, deren bewegtes Leben der Autor
mit dem Einfühlungsvermögen und der Akribie
des Heimatforschers nachzeichnet: Ludwig
Auerbach, der große Sänger des Schwarzwaldes
, Peter Thumb, der berühmte Baumeister
des Barock, August Haselwander, der vielseitige
Erfinder, Ferdinand Reiß, der Kapitän aus
dem Schwarzwald, Johann Georg Pfaff, der
Freiheitsheld aus Kürzell, Robert Gerwing, der
einfallsreiche Eisenbahn- und Straßenbauer,
Victor von Scheffel, der große badische Dichter
, Ignaz Speckle, der begnadete Abt von
St. Peter im Schwarzwald.

Aber auch die Schwarzwälder Landschaft mit
ihren typischen Besonderheiten wird von Kurt
Klein in ihrer bleibenden Schönheit und ihrem
historischen Charakter lebendig beschrieben.
Da schildert er die Geheimnisse des Mummelsees
und bringt dem Leser die einst reißenden
Fluten der Kinzig nahe, da läßt er eine
Schwarzwälder „Rauchkuchi" Wiederaufleben

und erklärt die Vorgänge um das Hornberger
Schießen. Neben heimatgeschichtlichen und
volkstümlichen Beiträgen erzählt der Verfasser
heitere, aber auch besinnliche Begebenheiten.
So gelingen Kurt Klein beispielsweise in der Erzählung
„Der wundersame Haussegen" oder
in der Geschichte „Der Doppelverdiener"
dichterische Kabinettstücke von einer Intensität
der Darstellung, die zeigen, daß der Autor
sein Herz an den „Verborgenen Schwarzwald"
verloren hat.

Wie bei einem Buch von Kurt Klein nicht anders
zu erwarten, besticht sein neuestes Werk
durch sein reiches, interessantes Bildmaterial.
Mensch, Landschaft und Brauchtum werden
nicht nur durch die Worte des Kenners treffend
beschrieben, sondern auch durch das lebendige
, sprechende Bild eingefangen.

Manfred Hildenbrand

Hans Weigand, Einsame Steine und ihre Beziehung
zum Menschen

Schillinger Verlag. Freiburg 1987, 122 Seiten,
mit zahlreichen Zeichnungen.
Im Jahre 1974 wurde in dieser Zeitschrift der
Pipelistein aus Ortenberg als Menhir aus der
jüngeren Steinzeit vorgestellt. Beim Kindergarten
im heutigen Rheinmünster-Greffern liegen
zwei säulenartige Steine aus Buntsandstein, die
ebenfalls als Menhire gelten.
Damit aber befinden wir uns inmitten des Bereiches
„Einsamer Steine", die der Verf. in seinem
Buch zu klassifizieren sowie geographisch
, baulich, zeitlich zu definieren und nach
ihrem Sinn und Zweck zu bestimmen sucht. In
einem nahezu spannend erscheinenden Text
unterscheidet er unter dem Oberbegriff „Me-
galithe" zunächst Dolmen und Hünengräber,
Steinringe und Steinreihen sowie einzeln stehende
Menhire. Letzteren gilt seine bevorzugte
Betrachtungsweise.

Manchen wird es überraschen, daß es nicht nur
in Nord-, West- und Mitteleuropa steinerne
Denkmale dieser Art gab, sondern auch in Japan
, China und in einem ganz bestimmten Bereich
von Südostasien bis Europa sowie in Südamerika
. Der Verf. macht sich sodann abgewogene
Gedanken zum technischen Bereich
rund um die Megalithe: wie wurden die Steine
gebrochen, transportiert, aufgestellt und ausgerichtet
. Schließlich ordnet er diese in die Zeit
von 5000—2000 v. Chr. ein, eine lange Zeit-

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