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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 58
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die ihn drucken und überall anschlagen ließen. Am Nachmittag kam das Gerücht
auf, der Magistrat wolle seine Bewilligung widerrufen, da sie erzwungen
worden sei. Von einer Herabsetzung der Preise sei keine Rede mehr.
Um drei Uhr nachmittags strömte das Volk zum Rathaus, ließ sich aber
durch die Versicherung nicht beruhigen, daß alle Zusagen gehalten würden:
„Die Menge flucht und tobt; ein Steinregen zerschmettert die noch unversehrt
gebliebenen Fensterscheiben des altertümlichen Gebäudes. Die auf
dem Rathaus anwesenden Magistratspersonen entfliehen nur mit Mühe und
bei Lebensgefahr. Einige kommen nicht ohne Mißhandlungen davon."

Die Erstürmung des Straßburger Rathauses

Andere, wie August Lamey, ein gebürtiger Kehler, der 1788 mit seinen
Eltern nach Straßburg übergesiedelt war und zu diesem Zeitpunkt den
Volksaufruhr noch ablehnte, schienen offensichtlich auch nicht von der Erklärung
des Magistrats überzeugt. In jenen turbulenten Tagen berichtete er
seinem Onkel Andreas über die aufregenden Ereignisse:7

Am 21. widerrief der Magistrat, „was er den vorigen Abend, um einer gänzlichen
Rebellion vorzubeugen, versprochen hatte. Hierauf — abends um
halb sieben Uhr — bestieg der Pöbel, meistens fremde Handwerksburschen
etc. unter lautem Jubel des versammelten Volkes auf Sturmleitern das Rathaus
, verwüstete das Innere der Pfalz, plünderte die Kasse und zerstörte das
Archiv. Auch stiegen sie in den Keller und ließen den Wein laufen. In der
Nacht wurde das Haus des Fünfzehners Moog angegriffen, alle Möbel aus
dem Haus geworfen und zerschmettert."

Dagegen wurden Bürgerpatrouillen aufgestellt und etwa 400 Verdächtige
verhaftet. Als man aber am 25. Juli den Küfermeister Garns „als einen Mitschuldigen
" hängen wollte, empörte sich das Volk und der Galgen wurde
weggeschafft. Zur Beruhigung der Bürgerschaft wurde der Preis für Brot
und Fleisch herabgesetzt und den Bäckern und Metzgern der dadurch entstandene
Verlust aus der Stadtkasse ersetzt.

Lamey erwähnte allerdings nicht die Zurückhaltung des Militärs, das die
fünfstündige Aktion hätte wohl früher abbrechen können, wie es schließlich
durch Abteilungen des Prinzen von Hessen-Darmstadt und zwei Kompanien
des Regiments Elsaß geschah.

Wie in Straßburg ging es auch in anderen Orten im Elsaß stürmisch zu.
In Münster wollte man den Stadtschreiber hängen

So hatten in Münster die Bürger am 24. Juli ein Freudenfeuer veranstaltet,
zu dem der Magistrat erscheinen mußte. Und am nächsten Tag zogen alle

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