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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 69
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0069
Am 21. August erschienen die Bauern aus dem Vordergetöß in großer Anzahl
in Oberkirch. Wie Pillin berichtet, schrieb der Oberkircher Zwölferrat an
Kardinal Rohan, daß jene unter der Führung eines unkundigen Hitzkopfes
standen, der unter den Bauern des ,Vordergetößes' die Auffassung verbreitet
hatte, die ihnen gehörigen Waldungen und die damit verbundenen Rechte
müßten von Rechts wegen größer sein, wie diesbezüglichen Urkunden beweisen
würden, die in der Oberkircher Amtsschreiberei aufbewahrt seien."
Nach Offenlegung des Aktenmaterials seien sie wieder friedlich nach Hause
gezogen, was mit Recht bezweifelt wird.

Da Rohan kein Militär zur Verfügung stand, versuchte er den Aufruhr erst
einmal friedlich beizulegen. Unter Entbietung seines gnädigen Grußes an alle
seine Untertanen im Oberamt Oberkirch verlangte er in einem Schreiben
vom gleichen Tag aus seiner Zaberner Residenz von ihnen, daß sie ihr Anliegen
entweder ihm selber oder den untergeordneten Stellen ordentlich vorbringen
sollten. Mit Wehmut habe er vernehmen müssen, daß in einigen
Gerichten Unzufriedenheit eingerissen und auch teilweise öffentliche Unruhe
ausgebrochen sei. Er empfahl sich als einen gerechten Fürsten und huldreichen
Vater, erinnerte an die väterliche Liebe, mit der er ihnen zugetan sei
und gebot, Abstand von allem Auflauf, Zusammenrottung und Eigenmacht
zu nehmen.

Der Großteil der Gemeinden entschied sich für die Aufstellung der Beschwerden
, die durch gewählte Deputierte dem Oberamt überreicht werden
sollten. Manche wollten es wieder genau wissen, wie es um die alten Rechte
stand: Am 29. August verlangte ,,ein Schwärm einfältiger Bauern" vom
herrschaftlichen Stabhalter Carl Fidel lockerst die Herausgabe eines angeblich
mit 7 Petschaften und der Unterschrift von 7 Kurfürsten versehenen
Freiheitsbriefes, in welchem ihre alten Gerechtigkeiten stehen sollen. Immerhin
hatten es beispielsweise die Ulmer nach 600jährigem Protest beim
Ubergang des Landes an Baden geschafft, den größten Teil des „Streitwaldes
" durch die zähe Verteidigung ihres alten Rechts für sich zu retten!

Die Beschwerden der Herrschaft Oberkirch
umfaßten folgende Punkte:

a) daß der Procurator fisci abgeschafft werden solle;

b) daß die seit unvordenklichen Jahren in Oberkirch bestandene Oberamtsregistratur
oder die sogenannte Amtsschreiberei aufzuheben und die bei
derselben zugleich vorgekommenen Gerichtsschreibereigeschäfte den
Schultheißen zu übertragen seien;

c) daß die zur Abhaltung des Gesindels angestellten Hatschierer entlassen
werden sollten, und die Vorkehrung gegen die Vagabunden, um den Sold

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