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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 76
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entschied. Da fiel es einem der erhitzten Köpfe ein, all das streitige Heu auf
einen großen Haufen zu schaffen und, damit keine Partei es habe, zu verbrennen
. Der Vorschlag wurde angenommen und die Tat sogleich vollbracht
. Einmal in solchem Grade aufgeregt, griffen die Bauern nach ihren
Eisengabeln, Dreschflegeln und Sensen, entschlossen, dem Herrn Vogt in
Masse einen Besuch zu machen; und vorwärts, dem Amtsort Unter-Achern
zu, wälzte sich die tobende Rebellenschaar, auf ihrem Wege mehr und mehr
anschwellend. Auf eben diesen Tag (Helenentag) hatte der Gerichtsvogt
Fabert zu Ehren seiner Frau ein Gastmahl veranstaltet und dazu Beamte und
Geistliche in Menge eingeladen. Auf die Nachricht vom Anzüge der Bauern
erhob er sich aus der Mitte seiner Gäste, um den Rebellen entgegen zu gehen
und den Sturm womöglich zu beschwören. Doch als er die schwere Wetterwolke
vor sich sah, sank ihm der Mut; er wendete sein Pferd und schneller,
als er hinausgeritten war, ritt er jetzt zurück — mit glühend rotem Gesicht,
wie mir die Mutter sagte — und hinter ihm drein brauste der Strom der Bauern
. Um den Vogt war es geschehen, wenn nicht im Amtsort selbst die angesehensten
Bürger zu seiner Rettung sich gewagt und die Aufrührer
beschwichtigt hätten" (Peter).

Anfangs August hatte das Oberamt Offenburg eine Meldung aus Achern
über die in der Nachbarschaft um sich greifenden Unruhen erhalten. Öns-
bach hatte über Zusammenkünfte der Bevölkerung berichtet, und tatsächlich
war in den Tagen vom 18. bis 20. August der Aufruhr losgebrochen. In der
Hub rotteten sich anscheinend auf Grund von Schikanen österreichischer
Beamter unzufriedene Bauern zusammen, die sich wie allenthalben auf die
alten Rechte beriefen. In Ottersweier setzten sie am 18. den kaiserlichen Vogt
ab, erzwangen die Herausgabe der Huldigungsprotokolle, des Stabsurbariums
und der Zinslisten. Von dort traten sie unter laufendem Zuzug den von
Peter schon erwähnten Marsch zum Oberamt in Offenburg an. Unter Sturmläuten
versammelten sich die Önsbacher, Fautenbacher, Gamshurster,
Unter- und Oberachener vor der Vogtei in Achern, wo man den Vogt Fabert
mißhandelte und mit sich schleppte.

Wie der Windschläger Ankerwirt die Bauern vom Marsch fernhielt

Der Schultheiß Johann Bohnert versammelte auf herrschaftlichen Befehl am
Abend des 18. August die Gemeinde, um sie darauf zu vergattern, „daß sofern
die wirklich in Aufruhr begriffenen Unterländer ankommen und sie
mitverleiten wollten, sie diesen nicht beitreten, sondern ruhig und in Ordnung
bleiben, somit sich keineswegs auf Irrweg verleiten lassen sollten". Tatsächlich
erschienen nach Auflösung der Versammlung auch vier unterländische
Bauern, die vor der Kirche zum „Stürmen" aufforderten, die ganze
Herd komme unten herauf. Der Ankerwirt begab sich sogleich zu ihnen

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