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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 109
(PDF, 111 MB)
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850 Jahren keine Quelle eine präzise Antwort. Aber wir können Vermutungen
anstellen. Und das will ich nun versuchen.

Die auf diesen Tag datierte Urkunde für Gengenbach — sie ist stark verkleinert
auf gegenüberstehender Seite 108 dieses Buches abgebildet — trägt nicht
nur die Unterschrift des Papstes; nach ihm unterschrieben noch zwölf Kardinäle
das Dokument.2 Eine stattliche Zahl, die auch die Wichtigkeit des
Rechtsaktes hervorhebt! Sechs der Kardinäle waren erst durch Innozenz in
ihr hohes Amt berufen worden, ebensoviele hatten schon an der umstrittenen
Wahl von 1130 mitgewirkt, vier davon für ihn, zwei gegen ihn. Die beiden,
die damals noch Anaklet unterstützten, waren 1138 zu Innozenz übergetreten
. Ihre Unterschrift unter der Gengenbach-Urkunde gehört trotzdem zu ihren
letzten Amtshandlungen. Im April wurden sie auf dem Laterankonzil
abgesetzt.

Unter den zwölf Würdenträgern erscheint an zweiter Stelle der Mann, der
wohl dafür gesorgt hat, daß Gengenbach auch in Rom ein Begriff wurde:
Dietwin, seit 1134 Kardinalbischof von Santa Rufina und Porto, einem Bistum
im Norden und Westen von Rom.3 Er war der einzige Deutsche im
Kardinalskollegium, aus Schwaben gebürtig und Mönch. In dem elsässi-
schen Benediktinerkloster Maursmünster (Marmoutier) hatte er einige Jahre
lang das Amt des Priors inne. Wichtig wurde er, als er in die Politik ging.
1130 ernannte ihn der deutsche König Lothar III. zum Leiter jener Delegation
, die Papst Innozenz II. mitteilen sollte, daß sich König und Fürsten in
Deutschland für ihn entschieden hätten und seine Rückkehr nach Rom betreiben
wollten. Diese Aktion brachte Dietwin den Kardinalshut, Innozenz
einen kurzen Rom-Aufenthalt und dem deutschen König die römische
Kaiserkrone.

Das Resümee ist freilich etwas zu einfach. Denn: So, wie es in Rom zwei
Päpste gab, so gab es im Deutschen Reich zwei Könige. Herzog Lothar von
Sachsen war zwar 1125 in einer turbulenten Wahl durch eine Mehrheit zum
König erhoben worden, aber die unterlegene Partei der Staufer konnte sich
damit nicht abfinden, zumal sie im Süden des Reiches einen starken Rückhalt
hatte. Schließlich war der Staufer Friedrich damals auch Herzog von
Schwaben. Im Dezember 1127 rief eine Fürstengruppe den jüngeren Bruder
des schwäbischen Herzogs, Konrad, zum Gegenkönig aus. Er wurde zwar
von drei deutschen Erzbischöfen sofort gebannt; trotzdem brauchte Lothar
volle acht Jahre, bis er sich gegen diese Opposition im Reich durchgesetzt
hatte.

Anschaulich berichtet ein sächsischer Geschichtsschreiber über die Ab-
schlußphase dieser Auseinandersetzung:4 „Der Kaiser reiste in der Fastenzeit
1135 nach Bamberg. Dorthin begaben sich auch sehr viele Fürsten mit
einer unübersehbaren Volksmenge. Da warf sich Herzog Friedrich, obwohl

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