Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 114
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0114
des Mönchtums. Schließlich geht es denen, die sich für diese Lebensform
entscheiden, gerade um eine Flucht aus der Welt. Die radikale Lösung von
ihr sollte frei machen zum Dienst für das Heilige. Ich wähle bewußt diese
allgemeine Formulierung, weil Mönchtum nicht eine Erfindung des Christentums
ist, sondern sich in allen großen Religionen findet. Man denke etwa
an den Buddhismus. Allen gemeinsam ist, daß sich die mönchische
Weltentsagung im Ideal der Askese äußert. Ihr liegen die Forderungen der
Besitzlosigkeit, Ehelosigkeit und Verleugnung des eigenen Willens zugrunde
. Im Christentum haben sich dabei zwei Wege herausgebildet: Die Flucht
in die Einsamkeit des Eremiten und die Zucht strenger brüderlicher Gemeinschaft
. Beide Formen kann man am Beispiel von Gengenbach studieren. Das
Kloster selbst bot schon zu Beginn des 9. Jahrhunderts etwa hundert Mönchen
Aufnahme. Damit eine Gemeinschaft dieser Größe überhaupt existieren
konnte, brauchte sie eine gesicherte wirtschaftliche Basis. Das bedeutet
vor allem Besitz an Grund und Boden. Geradezu automatisch entwickelten
sich daraus nicht nur wirtschaftliche, sondern auch öffentliche Funktionen,
die das Kloster in der Ottenau wahrnahm.

Um davon frei zu bleiben, gab es noch den Weg in die Einsamkeit, wo sich
der Eremit eine Zelle errichtete. Aber schon in unserer Urkunde von 1139
ist ,,Cella" nicht mehr der Name einer weitabgewandten Einsiedlerbehausung
, sondern Name eines Ortes, an dem sich noch andere angesiedelt
hatten. Dasselbe können wir ein Jahrhundert später bei der Zelle am Weierbach
(bei Offenburg) beobachten.11

Die klösterliche Reformbewegung des 11. und 12. Jahrhunderts hat diese
Aufweichung ursprünglicher Ziele klar erkannt und eine Rückbesinnung gefordert
. Für Gengenbach übernahm der noch junge Konvent des Klosters
St. Georgen diese Aufgabe. Dessen erste Mönche waren aus dem berühmten
Kloster Hirsau gekommen und hatten nach wenigen Jahren so viel Eigenkraft
entwickelt, daß sie das hirsauische Anliegen einer inneren Erneuerung
des mönchischen Lebens weitervermitteln konnten. Um 1117 schickte Abt
Theoger von St. Georgen einige seiner Brüder nach Gengenbach.12 Sie sollten
die verkrusteten Strukturen der 400 Jahre alten Gemeinschaft aufbrechen
und mit neuem monastischem Geist erfüllen.

Einfach scheint diese Aufgabe nicht gewesen zu sein. Etwa vier Jahre später
schrieb Bischof Otto von Bamberg an die Äbte von 14 Klöstern, für die er
sich verantwortlich fühlte:13 ,,Wh mußten feststellen, daß sich alle zu weit
von der Strenge ihrer Ordensregel gelöst haben. . . . Das bedrückt uns. Wir
möchten deshalb alle Anstrengungen unternehmen, diesen Zustand zu verändern
. . . . Wir beschwören euch: Wandelt würdig des Berufes, in den ihr
gerufen seid, und bewahrt die Strenge eurer Regel und eurer geistlichen
Zucht!" Adressat dieses eindringlichen Briefes war auch der damalige Abt
von Gengenbach. Er war erst kurz zuvor von St. Georgen gekommen, um

114


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0114