Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 130
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0130
Grimmelshausen und der oberrheinische Landadel in den
Jahren vor Beginn der Eroberungskriege Ludwigs XIV.

Walter E. Schäfer

Welchen Spielraum für politische Meinungsäußerungen hatte ein Bürgermeister
im Herrschaftsgebiet eines katholischen Bischofs und Landesherren
im 17. Jahrhundert, wenn er in gedruckten Schriften seine Meinung kundgab
? Wie war es um die Freiheit von Grimmelshausen als Schultheiß von
Renchen im Dienst Franz Egons von Fürstenberg bestellt, wenn er Bücher
verfaßte und sie in der lutherischen Reichsstadt Nürnberg in Verlag und
Druck gab? Wußte der Straßburger Bischof, seine Verwaltungsbehörden in
Zabern oder wußte wenigstens sein Amtmann in Oberkirch davon, dem
Grimmelshausen unmittelbar unterstand? Es spricht nichts dafür. Grimmelshausen
wird seine Gründe gehabt haben, den größten Teil seiner Schriften
nicht im nahegelegenen Straßburg drucken zu lassen, sondern in Nürnberg.
Die Zensurbehörde in Straßburg, die ,,Oberdruckerherren", wie sie hießen,
waren auf Geheiß des vorsichtigen Magistrats gezwungen, auf die Interessen
Franz Egons von Fürstenberg Rücksicht zu nehmen.
Die Zielsetzungen des Bischofs von Straßburg waren von Beginn an, seit er
1663 durch den diplomatischen Druck und die Interventionen Ludwigs XIV.
von den Kapitelherren gewählt worden war und damit den Sieg über seinen
habsburgischen Konkurrenten davongetragen hatte, eindeutig, wenn auch
noch nicht jedermann erkennbar. Erst gegen 1668, also zu Beginn der Eroberungskriege
Ludwigs XIV., wurden ihre Motive deutlicher. Er war, gemeinsam
mit seinem Bruder Wilhelm Egon von Fürstenberg, wie kein
anderer Reichsfürst Parteigänger Ludwigs XIV. und zwar im Interesse der
Hausmacht der Fürstenberger. Er war Repräsentant einer Diplomatie, die
keine anderen Gesichtspunkte kannte als den, die Machtbasis und Einflußsphäre
der eigenen Familie auszuweiten. In dieser Absicht unterstützten die
beiden Fürstenberger die Politik der Reunionen und die Eroberungskriege
Ludwigs XIV. Ihre Weisungen kamen aus Paris. Der durchgängige Auftrag
war, insgeheim auf diplomatischen Kanälen und durch offene Intervention
auf den Reichs- und Fürstentagen, zum Beispiel innerhalb des Rheinbunds,
die gemeinsame Willensbildung der Stände des Reichs gegen Frankreich zu
sabotieren und einzelne Reichsfürsten für die politischen Absichten der französischen
Krone zu gewinnen. Für diese Aufgabe waren sie umso mehr geeignet
, als sie an vielen Orten präsent waren. Franz Egon selbst war vor
Antritt seines Bischofsamts schon kurkölnischer Minister, Wilhelm Egon Inhaber
reicher Pfründen in Frankreich, der dritte Bruder, Hermann Egon,
Rat des bayrischen Kurfürsten. Auch die Schwestern waren wohlplaziert.1

130


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0130