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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 207
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Bei 3 % iger Rendite betrug der Vermögenswert des verlorenen Geländes also
170000 Mark. Unter Berücksichtigung des Wertes der Schutzhütte und des
Wertzuwachses wurde vom Reichsentschädigungsamt auf einen Grundwert
des Schadens von 192000 Mark erkannt.64 Gegen diesen Bescheid erhob
Scherzheim Einspruch und ging in die Berufung beim Reichswirtschaftsgericht
Berlin. Die Gemeinde ließ sich dabei durch den Bühler Rechtsanwalt
Dr. Huber vertreten. Die am 21.6. 1929 stattgefundene Sitzung des 12. Senats
des genannten Gerichts endete mit einem Vergleich, bei dem ein Grundstücksschaden
von 200000 Mark angenommen wurde.65

Bei der Berechnung der Schlußentschädigung wurden die 200000 Mark in
fünf Teile geteilt, der erste betrug 5000 Mark, der letzte 100000 Mark, die
nach abfallendem Prozentsatz (100—20%) gewertet wurden, so daß sich in
der Endsumme ein Entschädigungsbetrag von 54000 Mark ergab. Von diesem
Betrag wurden 16000 Mark (abzüglich einer früheren Vorauszahlung
von 1712 Mark) sofort (12.7. 1929) ausbezahlt. Der Rest von 38000 Mark
wurden als Reichsschuldenverschreibung festgehalten und ab 1.4. 1929 mit
6% verzinst.66 Dieses Wertpapier wäre am 31.3. 1940 zur Auszahlung fällig
gewesen. Es wurde aber der Gemeinde empfohlen, den Betrag in Schatzanweisungen
anzulegen, was auch geschah (Krieg!).67 Nach dem Zusammenbruch
von 1945 schwand die Hoffnung, von diesem Wertpapier noch etwas
zu erwarten. Gleichwohl meldete die Gemeinde Scherzheim diese Reichschatzanweisung
(38000 Mark) im Rahmen der Durchfuhrung der Währungsreform
bei der Bezirkssparkasse in Rheinbischofsheim an.68 Das
jahrelange Ringen um die Entschädigung kam endgültig zu Ende mit dem
Allgemeinen Kriegsfolgengesetz vom 5. 11. 1957, nachdem eine Ablösung
(Aufwertung) Gebietskörperschaften, also auch Gemeinden nicht zustand.69

Ein kurzer Rückblick auf die Entschädigung stellt sich demnach so dar:

Friedenswert des Roßmörders 200000 Mark

Von diesem wurden letztendlich ersetzt 8% = 16000 Mark
Von den nach dem 1. Weltkrieg zugesagten 27% = 54000 Mark
gingen also noch 19%= 38000 Mark

durch den 2. Weltkrieg verloren.

Als ein retardierendes Moment im langen Abschied vom Roßmörder erwies
sich die Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen im 2. Weltkrieg.
Mit einem Schreiben vom 1.2. 1941 wandte sich die Gemeinde Scherzheim
an das Landratsamt Kehl mit der Bitte, die übergeordnete Behörde zu veranlassen
, vom französischen Staat die Rückgabe des Roßmörders zu verlangen.
Eine Antwort der Behörde auf dieses Ersuchen ist in den Akten nicht zu
finden.70

Damit wäre der Bericht über die Geschichte des überrheinischen Gemeindeeigentums
in dem von mir gewählten Rheinabschnitt beendet. Die Ausfüh-

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