Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 212
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0212
Die Reichstagswahlen des Jahres 1907 in der Ottenau

Christoph Schmid

Im Dezember 1906 sah sich das Deutsche Reich mit dem Kanzler Bernhard
Fürst von Bülow und Kaiser Wilhelm II. an seiner Spitze in einer äußerst
schwierigen Lage. Die Mehrheitsparteien im Reichstag zu Berlin, die katholische
Zentrumspartei sowie die traditionell oppositionelle Sozialdemokratie
, richteten heftige Angriffe gegen die Außen- und insbesondere die
Kolonialpolitik des Reiches. Bereits seit 1905 häuften sich in den afrikanischen
Kolonien die Konflikte mit den Eingeborenen. Dies führte zu einer
Verschärfung der kolonialpolitischen Auseinandersetzungen zwischen der
Regierung und dem Zentrum — als prinzipiellem Befürworter, aber inhaltlichem
Gegner von Kolonien — sowie der Sozialdemokratie — als prinzipiellem
Kolonialgegner. Unterdessen hatte die Entwicklung eines Eingeborenenaufstandes
(Aufstand der Hottentotten) in Deutschsüdwestafrika die Einbringung
eines Nachtragshaushaltes erforderlich gemacht; zur Deckung der
Kosten für die Niederschlagung der Erhebung sollten zusätzliche 29,2 Mio.
Mark bewilligt werden. Beide Parteien drohten, die zur Finanzierung des
deutschen Engagements in den südwestafrikanischen Kolonien dringend erforderlichen
Gelder nicht zu gewähren und die Reichsführung somit handlungsunfähig
zu machen.

Der Reichskanzler war sich dieser Gefahr bewußt und sah keine andere
Möglichkeit, als den Kaiser sowie den Bundesrat um ihre Zustimmung zur
Auflösung des Reichstages zu bitten. Seine Absicht war, mittels Neuwahlen
das Zentrum aus seiner bisherigen innenpolitisch staatstragenden Rolle zu
verdrängen und die sich ohnehin der Mitarbeit entziehende Sozialdemokratie
entscheidend zu schwächen; eine neue, aus Liberalen und Konservativen
bestehende Reichstagsmehrheit sollte dann seine Politik unterstützen.

Eines der Stammländer des Zentrums war traditionell das Großherzogtum
Baden; speziell in den in der Ottenau gelegenen Wahlkreisen war die Partei
in einer führenden Stellung. Daher gilt es nun festzustellen, wie sich die
Wahlen in dieser Region gestalteten, und ob der Reichskanzler mit seiner
Absicht, die vorherrschende Stellung des Zentrums zu brechen, hier Erfolge
verzeichnen konnte.

Die Wahlkreise der Ortenau

Der Kanzler verkündete die Auflösung am 13. Dezember 1906 im Reichstag.
Neuwahlen mußten innerhalb einer Frist von 60 Tagen stattfinden, sie wur-

212


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0212