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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 224
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auch tat. In Freiburg studierte er dann schließlich Theologie und wurde 1853
zum Priester geweiht.

Er war immer noch ein unruhiger Geist. Um beruhigend auf ihn einwirken
zu können, forderte der Onkel den Neupriester als seinen Vikar nach Gengenbach
. Die dortige kurze Tätigkeit muß für seine Zukunft ausschlaggebend
gewesen sein. Im Frühjahr 1854 kam er als Vikar nach Offenburg. Dort
griff er schon tatkräftig in die Wirren der Zeit ein. Sein Onkel wurde etwa
zur gleichen Zeit vom Erzbischof als Stadtpfarrer nach Breisach gerufen.

Pfarrer in Schwarzach — Gründer der ,,Rettungsanstalt Lender", ,,Vater"
der Erlenbadener Schwestern

Der junge Priester genoß das volle Vertrauen seiner Behörde, die ihn mit nur
dreijähriger praktischer Arbeit 1856 als Pfarrverweser nach Schwarzach
anwies.

Der Erzbischof von Freiburg, Hermann von Vicari, ließ am 16.7. 1856 seinen
„Armenkinderhirtenbrief" von den Kanzeln seiner Pfarreien verlesen,
worin er dem Klerus und den Gläubigen die Sorge für verwahrloste und verwaiste
Kinder eindringlich ans Herz legte2. Bei Lender zündete dieser Hirtenbrief
, wohl angeregt durch eigene traurige Erfahrungen des jungen
Geistlichen, dessen Herz immer für die Kinder schlug. Er mußte erleben,
wie damals verwaiste Kinder an Meistbietende versteigert wurden, die dann
nur billige Arbeitskräfte waren, leiblich und seelisch vernachlässigt wurden
und für das ganze Leben große Schäden davontrugen. Am 16.3. 1858 legte
Pfarrverweser Lender den Geistlichen des Kapitels Ottersweier seinen Plan
vor, eine ,,Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder" in Schwarzach
ins Leben zu rufen. Er fand allgemeine Zustimmung; das Kapitel sicherte
ihm aus der Kapitelskasse einen Zuschuß zu. Auch das Ordinariat sprach
„Zustimmung und Belobung" aus.

Am 7. 1. 1859 kaufte Lender aus eigener Kraft ein Haus in Schwarzach auf
„eigene Gefahr", und am 31.3. 1859 genehmigte das Ordinariat das „Rettungshaus
Schwarzach" und den Kapitelsvorschuß. Der spätere Name war
dann „Rettungshaus vom hl. Josef in Schwarzach".

Die Gründung geschah ohne staatliche Genehmigung. Daraus erwuchsen
große Schwierigkeiten. Es drohte die Gefahr der Auflösung. Die Gemeinde
Schwarzach kämpfte gegen das Haus, der Staat kämpfte dagegen. Lender
führte seinerseits den Kampf ganz allein, er hatte sich dafür vor dem Kapitel
Ottersweier und vor dem Ordinariat verpflichtet. Er hatte allerdings den Erzbischof
hinter sich. Am 7.5. 1860 sistierte das Bezirksamt Bühl den Aufhe-
bungsbeschluß. Von da an war die Existenz der Gründung gesichert.

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