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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 241
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habsburgischen Besitzungen umfaßte. Eine effektive politische Organisation
war nicht vorhanden; die Kreiseinteilung ermöglichte allerdings, wenn auch
unter Schwierigkeiten, ein gewisses einheitliches militärisches Handeln.

Die Kurpfalz nahm im südwestdeutschen Raum seit dem 16. Jahrhundert insofern
eine Sonderstellung ein, als sie — oft über ihre Kräfte hinaus — als
Führer der minoritären, aber aktivistischen Konfessionspartei der Calvini-
sten eine Reichs- und Außenpolitik betrieb, die sich von der biederen Kaiserloyalität
der lutherischen Fürsten weit entfernte. Freilich erlitt das
Selbstverständnis der Pfälzer Wittelsbacher als königsgleiches Geschlecht
durch den Ausgang des böhmischen Abenteuers 1618—20 einen schweren
Rückschlag. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war die Pfalz ebenso wie
Baden ruiniert. Kurfürst Karl Ludwig, der sich um den Rückgewinn der alten
Position bemühte, geriet über verschiedene Anlässe (Wildfangkonflikt,
Vikariatsstreit) in Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarn und betrieb,
um der vielfach angefochtenen Stellung der Kurpfalz politischen Rückhalt zu
verschaffen, die Heirat seiner einzigen Tocher Elisabeth Charlotte mit dem
ältesten Bruder des französischen Königs, Philipp von Orleans. Sie wurde
1671 vollzogen. ,,So bin ich denn das politische Lamm, das für den Staat
und das Land soll geopfert werden. Gott gebe, daß es wohl ausschlage",
kommentierte die Prinzessin den Vorgang.

Welche Gründe Ludwig XIV. bewogen haben, der Heirat zuzustimmen, ist
nicht bekannt. Die Absicherung des bevorstehenden Krieges gegen die Niederlande
allein wird es kaum gewesen sein, da die Bedeutung der Pfalz in
diesem Zusammenhang nicht groß genug war. Vielleicht sah er aber schon
damals die Möglichkeit, bei Aussterben der Kurlinie einen Angehörigen seines
Hauses als Reichsfürsten zu etablieren und damit ganz unmittelbar auf
die Reichsangelegenheiten Einfluß nehmen zu können. Dies war Frankreich
trotz seiner Bemühungen 1648 versagt geblieben, da der Kaiser die dem
französischen König im Elsaß übertragenen Rechte lieber aus dem Reichsverband
herauslöste und dieses Gebiet damit preisgab, als ein Mitspracherecht
im Reich und damit die unmittelbare Konkurrenz zu Habsburg
zuzulassen.

Im übrigen ging die Rechnung Karl Ludwigs nicht auf, der fromme Wunsch
seiner Tochter fand keine Erfüllung. Schon während des Niederländischen
Krieges wurde die linksrheinische Pfalz von französischen Truppen heimgesucht
, ohne daß Rücksicht auf die von Heidelberg proklamierte Neutralität
genommen worden wäre.

///. Reunionspolitik seit 1679

Die von Frankreich unmittelbar nach dem Nimwegener Frieden eingeleitete
Reunionspolitik betrieb die Einverleibung von Gebieten, die irgendwann in

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