Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 247
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0247
gungen schleifen und nichts als eine trockene Mauer stehen lassen, um die
im Winterquartier befindlichen Truppen vor einem Handstreich zu schützen
." Bevor die Franzosen Ende Februar 1689 abzogen, entfestigten sie in
der Tat die Stadt, d. h. sie sprengten Teile der Stadtmauer.

In Heidelberg, Pforzheim und Heilbronn wurden Großmagazine angelegt, in
denen die Erträgnisse des reichen oberrheinischen Hinterlandes gesammelt
wurden. Heilbronn wurde darüber hinaus Sitz der Rheinarmee unter General
Montclar; von hier aus plünderten Streifkorps die Pfalz, Baden, Württemberg
und Franken aus. Die heimgesuchten Orte mußten hohe Kontributionen
leisten; bei Unvermögen oder Weigerung wurden sie oder ihr Umland
(so bei Rothenburg, Ulm und Nürnberg) zerstört. Gleichwohl war zu Ende
des Jahres 1688 klar, daß der Feldzugszweck verfehlt worden war. Kaiser
und Reichsstände hatten sich nicht einschüchtern lassen; Truppen von der
Türkenfront und Kontingente der norddeutschen Fürsten, die sich im sogenannten
Magdeburger Konzert vereinigt hatten, rückten gegen die zahlenmäßig
schwachen Franzosen vor und drängten sie zurück. Am 1. Januar 1689
mußten sie Heilbronn aufgeben.

Bei diesem Rückzug begannen nun die großen Zerstörungen, die den Pfälzer
Erbfolgekrieg für Südwestdeutschland so schrecklich gemacht haben. Entfe-
stigungen, ja selbst Flächenverwüstungen waren an sich nichts Neues; sie
waren in begrenztem Umfang schon im Dreißigjährigen Krieg (Lothringen,
Franche-Comte) und im Niederländischen Krieg angewendet worden. Neu
war dagegen die Massenhaftigkeit und Radikalität der Verwüstungen.

Einen ersten Entfestigungsplan hatte der Generalquartiermeister Marquis de
Chamlay schon am 27. Oktober 1688, also auf dem Höhepunkt des militärischen
Erfolgs, ausgearbeitet unter der Voraussetzung eines raschen Friedensschlusses
. Die Entfestigungs- und Zerstörungsprojekte gingen also nicht
erst auf die Zeit der Rückzüge und auf die militärische Notlage zu Ende des
Jahres zurück, sondern bestanden von Beginn des Krieges an. Die Gebiete
rechts des Rheins sollten nach Chamlay entfestigt werden, um ,,dans une
autre guerre" kein Hindernis für eine offensive Kriegsführung zu bilden.
Durch Entfestigung würde zudem das Ziel des Königs erreicht, „d'etre ab-
solument maitres du Rhin." Die Entfestigungen waren mithin zukunftsorientiert
und sollten nicht nur für diesen Krieg den Gegner behindern, sondern
das Rheingebiet auf Dauer entmilitarisieren und damit in politische Abhängigkeit
von Frankreich bringen. Unter dem Eindruck der Fortdauer des
Krieges empfahl Chamlay bereits am 9. November seinen Plan nochmals,
jetzt freilich vor allem mit dem Argument, den heranziehenden Truppen des
Gegners keine Stützpunkte zu überlassen; die Entfestigungen sollten auch
auf Württemberg und Franken ausgedehnt werden.

Nach diesem Vorschlag wurde systematisch seit Jahresbeginn 1689 verfahren
. Dabei zeigte sich, daß es von der Entfestigung zur Verwüstung nur ein

247


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0247