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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 250
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sehe Pfalz (Kreuznach, Alzey, Frankenthal, zahlreiche Burgen, darunter das
Hambacher Schloß, sowie viele Dörfer).

Das Ergebnis der Verwüstungen war durchschlagend. Drei Zonen waren entstanden
: ein Totalzerstörungsgebiet im Dreieck Heidelberg — Mannheim —
Speyer; eine teilweise zerstörte Zone südlich Heidelberg — Philippsburg
rechts des Rheins bis Offenburg und Lahr, nördlich Speyer links des Rheins
bis Koblenz; ein Streuzerstörungsgebiet nördlich Koblenz sowie im Odenwald
, in Schwaben und Franken.

Die Frage, wieweit die mit der Zerstörung verfolgten militärisch-strategischen
Absichten erreicht wurden, ist schwer zu entscheiden. Wenn das
Rheingebiet ab 1690 zu einem Nebenkriegsschauplatz herabsank, so war
dies eine Folge der Ausweitung des Krieges und nicht in den Zerstörungen
begründet, die eine Kriegführung hier unmöglich gemacht hätten. Das Ziel,
die Staaten im Westen des Reiches einzuschüchtern und an Frankreich zu
binden, wurde nicht erreicht. Auch hinderten die Zerstörungen die kaiserlichen
Truppen nicht am Vormarsch; Rückhalt an befestigten Orten fanden sie
freilich nicht mehr. Die Absicht der wirtschaftlichen Schädigung gelang dagegen
vollständig. Die Gebiete, die sich teilweise (so Pfalz und Baden) allmählich
von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges zu erholen
begannen, wurden 1688/89 erneut und jetzt systematisch verwüstet und in
ihrer wirtschaftlichen Existenz nachhaltig getroffen. Vor allem der Wiederaufbau
der Städte vollzog sich außerordentlich schleppend; noch Mitte des
18. Jahrhunderts lebten in Offenburg zahlreiche Familien in Kellern und
Bretterhütten. Die Leiden der Bevölkerung waren groß. Die zeitgenössischen
Schilderungen der von Plünderungen, Morden, Schändungen und
Geiselverschleppungen begleiteten Zerstörungen erinnern nicht selten an
Greueltaten aus unserem Jahrhundert, wenn ihnen auch die ideologische
Motivation fehlte.

Daß die Verwüstungen in dem in Südwestdeutschland praktizierten Umfang
— trotz mancher Schutzbehauptungen in der Historiographie — damals kein
übliches Mittel der Kriegführung darstellten, zeigen die Reaktionen verschiedener
französischer Generale auf die Befehle aus Paris. Insbesondere
der Duc de Duras empfahl Louvois Milde und Menschlichkeit und machte
auf die schlechte Wirkung aufmerksam, die die Zerstörung so berühmter
Städte wie Worms und Speyer für die ,,reputation" und ,,gloire" des Königs
haben werde. Selbst Chamlay, von dem die rigorosen Entfestigungspläne
stammten, wollte Trier erhalten; ,,il seroit d'une scandale terrible de detrui-
re une ville aussi ancienne et considerable." Auch an das maßvolle Verhalten
des Heidelberger Stadtkommandanten Marquis de Tesse ist zu erinnern,
ebenso an das Zögern des Generals Montclar, Louvois' Zerstörungsbefehle
zu befolgen.

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