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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 316
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pestilenzartiger Gestank, der nicht nur den Garten und das ganze Haus
erfüllt, sondern auch in geschlossene Räume eindringt. Derselbe verursacht
heftige Kopfschmerzen und Übelkeit."

Die Mieter der um die Firma liegenden Häuser erklärten wenig später, daß
sie ausziehen würden, wenn der Gestank anhalten würde. Kopfschmerzen
und Übelkeit machten auch ihnen das Leben schwer.
Die Großherzogliche Chemische Prüfungs- und Versuchsanstalt Karlsruhe,
die sich der Sache annahm, glaubte den Anwohnern nicht und führte die
Klagen auf

„starke subjektive Übertreibungen und eine übergroße Empfindlichkeit
gegen mäßige und jedenfalls nicht gesundheitsschädliche Gerüche
" zurück.

Doch den Anliegern wurde noch ein unvorhergesehenes Wunder zuteil: am
3. September muß sich die Windrichtung geändert haben.

, ,Gestern waren gegen Abend der Geruch in den Räumen des Amtsvorstands
sehr deutlich wahrnehmbar."

Und der empfindlichen Nase eines Großherzoglichen Beamten mußte
schließlich getraut werden . . .

Die Firma mußte ihre Produktion einstellen und schloß im Juni 1888 ihre
Pforten.

Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende.

Die Firma Bauer und Köhler gab nicht auf, wollte auf dem Bahngelände ihre
Produktion wieder aufnehmen.

Am 23. Juli schreibt ein Offenburger an die Bezirksbehörde, daß die besagte
Firma noch ohne Genehmigung in dem Wohngebäude der Bahnhofstraße
Nr. 141 aufgenommen hat.

„Ein Sachverständiger könnte in den umliegenden Gärten aus den Feldern
an den dort befindlichen Reben, Bäumen und anderen Pflanzungen
gerade jetzt am besten vermitteln, welche schädliche, dem größten
Gestanke eines Abtritts nicht annähernd gleichkommende Ausdünstung
der mit Chemikalien zersetzenden Rückstände entwickeln. Man
braucht nur das Feld anzusehen, um sich aus den unerschöpflichen
Miasmen ein Bild zu machen (. . .). Die Blätter der Reben, der Obstbäume
und anderer Pflanzen werden von einem Rost vertilgt, an dem
nicht allein der bisherige Regen schuld trägt, weil die näherliegenden
Miasmen durch die Luftströmung und den Regen auf diese Pflanzen
und in gleicher Weise auf die Bewohner der angrenzenden Gebäude
übertragen werden."

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