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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 390
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„Kriegerdenkmals" die Hauptrede hielt: „Die Toten des Weltkrieges sind
nicht umsonst gefallen. Ihre Opfer haben reiche Früchte gebracht. Wir
trauern deshalb nicht um unsere Toten; denn aus ihrem Blute ist Großdeutschland
erstanden. Mit ihrem Tode haben sie das Fundament des Großdeutschen
Reiches und damit eine neue Waffe zugleich geschaffen."69

Im September 1939 keine Kriegsbegeisterung

Als am 1. September 1939 der von Hitler entfesselte Zweite Weltkrieg ausbrach
, war trotz der massiven Nazi-Propaganda bei den meisten Deutschen
keine Kriegsbegeisterung wie im August 1914 zu verspüren. Die deutsche
Bevölkerung ging im großen und ganzen gefaßt und ohne jede Begeisterung
in den neuen Krieg. Nur ein kleiner Teil fiel auf die Propaganda der NS-
Machthaber herein, nach der allein Polen und die Westmächte am Ausbruch
des Krieges schuld seien70. Einer der besten Kenner der nationalsozialistischen
Wirklichkeit, aus eigener Erfahrung und aus Kenntnis der Quellen,
Helmut Krausnick, hat die Stimmung der Deutschen zu Kriegsbeginn als eine
„widerwillige Loyalität" bezeichnet71. Der amerikanische Zeitungskorrespondent
William L. Shirer, der damals in Berlin weilte, beobachtete eine
Art Defätismus und stellte sich die Frage, wie es denn möglich sei, daß ein
Land mit einer so ablehnenden Bevölkerung in einen größeren Krieg eintreten
könne. Das hervorstechende Charakteristikum des 1. Septembers 1939
schien ihm die Apathie der Deutschen72. Jochen Klepper, der christliche
Schriftsteller, bezeichnete in seinem Tagebuch die Menschen in Deutschland
damals als „abgehetzt und bedrückt"73.

Den Freiburger Historiker Gerhard Ritter frappierte vor allem der Gegensatz
zu dem Begeisterungssturm von 1914. Statt von Enthusiasmus sei die
deutsche Bevölkerung diesmal von einer tiefen Beklemmung befallen gewesen
und „stumpfer Gehorsam einer durch Terror gewaltsam disziplinierten,
zu blinder gedankenloser Gefolgschaft erzogenen, aber auch durch militante
Propaganda betäubten und verwirrten Masse" habe damals die Situation
gekennzeichnet74.

Diese Stimmungslage herrschte auch im Kinzigtal zu Beginn des Zweiten
Weltkriegs vor. Unsere Befragung förderte die übereinstimmende Meinung
zutage, daß es im September 1939 im Kinzigtal keine Kriegsbegeisterung gegeben
habe75.

Kriegspropaganda der Nationalsozialisten

Die lokale NS-Presse, vor allem das im Kinzigtal weitverbreitete „Offenburger
Tageblatt" sowie das badische Hauptorgan der NSDAP „Der Führer",

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