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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 447
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sieren würde". Als er die betagte Nichte der alten Bollenhutmacherin besuchen
wollte, hatte diese nur Schimpfworte für ihn und wies ihn ab. Sie hatte
die ihrer Tante vierzig Jahre früher angetane Schmach nicht vergessen. Falk-
Breitenbach, dessen Frau gelernte Modistin war, kam auf die Idee, diese das
Bollenhutmachen versuchen zu lassen. „Um nun auf anderem Weg hinter
das Geheimnis zu kommen, kaufte ich meiner Frau einen alten schwarzen
Bollenhut, der behutsam und sorgfältig bis ins kleinste Teil zerlegt wurde.
Ich kaufte dann einen zweiten und einen dritten Bollenhut; meine Frau
machte immer wieder neue Versuche, bis es ihr nach Monaten endlich gelang
, einen Bollenhut herzustellen, der dem alten Original in nichts
nachstand."23

Zum Heimat- und Trachtentag in Gutach 1952 wurde der erste neue Bollenhut
getragen. Von da an fertigte Emma Falk-Breitenbach die Hüte für Gutach
, Kirnbach und Reichenbach an, versandte sie aber auch an Besteller in
aller Welt. Gegenüber früheren Zeiten wurde der Bollenhut nun noch etwas
stattlicher und damit schwerer. Waren im 19. Jahrhundert kaum ein Pfund,
um die Jahrhundertwende anderthalb Pfund Wolle genug, so sollen es jetzt
zwei Kilogramm, also vier Pfund sein.24

Seit vielen Jahren hat nunmehr die Nichte von Emma Falk-Breitenbach deren
Nachfolge angetreten.25 Als weiterer Bollenhutmacher ist in Hausach
ein gebürtiger Niederländer tätig. Außerdem soll ein Billigimitat des Bollenhutes
„Made in Hongkong" auf dem Markt sein.26

Wir können vermuten, daß die Bollenhuttracht und mit ihr viele andere
Schwarzwaldtrachten schon früher verschwunden wären, wenn sie nicht die
Aufmerksamkeit der Oberschicht hervorgerufen hätten, welche die Trachten
unter anderem auch staatlichen Zwecken nutzbar machte. Hierher wären
beispielsweise einige große Trachtenumzüge in der Residenzstadt Karlsruhe
zu zählen, deren bedeutendste 1838, 1881 und 1885 stattgefunden haben und
die vor allem der Ehre des Fürstenhauses galten. In der zweiten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts gab es mehrfach Vorhaben, alle badischen Trachten
museal zu sammeln und in Bild und Beschreibung zu dokumentieren. Diese
Bemühungen wurden vom Großherzog gefördert.

Im Gegensatz zu den dokumentarischen und wissenschaftlichen Unternehmungen
, die ja nie darauf abzielten, von den Trachtenträgern selbst das Festhalten
an ihrer überkommenen Kleidung zu verlangen, entstand zu Anfang
der 1890er Jahre eine Bewegung, die in Baden von dem katholischen Pfarrer,
Schriftsteller und Politiker Heinrich Hansjakob und dem bereits erwähnten
Maler Wilhelm Hasemann ausging und auf die Erhaltung der Trachten , ,am
lebenden Objekt" gerichtet war.

1892 erschien im Herderschen Verlag in Freiburg die Schrift , ,Unsere Volkstrachten
. Ein Wort zu ihrer Erhaltung von Pfarrer Hansjakob." Dieses

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