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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 454
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phien sehen die Leute im Gegenteil sehr vergnügt aus, und , ihren Kunscht-
maler' gäben sie um keinen Preis her, der so ,g'spaßigs Zeugs' mit ihnen anzufangen
weiß".28 Auffällig ist der herablassende Ton, in dem Dr. Cathiau
über ,,die biederen Gutacher" berichtet. Er steht keinesfalls vereinzelt da,
sondern ist bezeichnend für die Haltung mit der viele sogenannte , gebildete
" der Landbevölkerung begegneten. Er findet sich auch im Vorwort zu einem
Erinnerungsalbum, das im Anschluß an das Fest „Der hohen
Protectorin der Trachten-Vereine des Landes Ihrer Königlichen Hoheit Erbgroßherzogin
Hilda von Baden ehrfurchtsvoll gewidmet" wurde.29 Dort
heißt es: „Freudig folgte das heitere Völkchen, das mit Recht stolz ist auf
seine malerische Tracht, dem Rufe der beliebten Künstler . . .". Ob dem
wirklich so war, bleibt zweifelhaft. Immerhin berichtet Nuzinger im Hinblick
auf solche Feste von Äußerungen einzelner seiner Pfarrkinder, daß
„die Bauern die Narren und Affen machen müssen für andere Leute."30
Wahrscheinlich hatten sich die meisten Gutacher aber allmählich an das
Treiben der Maler und Photographen und an die in deren Gefolge anreisenden
Fremden gewöhnt. Sie waren auf Besucher eingestellt und trugen ihre
Tracht und das von ihnen erwartete „ächte" Benehmen mit einer gewissen
Attitüde zur Schau. Solche Beobachtungen werden vielfach auch aus anderen
Trachtengebieten berichtet.

Für Gutach weiß Dr. Cathiau vom Einfluß der Künstler auf die Mentalität
der Einwohner zu berichten, wenn er schreibt: „Um ,Hasemann's Heim'
hatte sich nach wenigen Jahren, namentlich während des Sommers eine
Künstlerkolonie gruppiert, deren künstlerische Thätigkeit und deren gesellschaftliches
Auftreten schon ein wenig reformierend auf die Kreise der Bewohner
, namentlich der Trachtenträgerinnen influieren mußte".31 Wohl zum
Trost fügt er hinzu, daß dies „im bayerischen Gebirge, in Tyrol, im Berner
Oberland und in den Abruzzen" genau so sei und zitiert zur Bekräftigung
noch das Münchner Witzwort „Wo d'Mola hinkumme, is's aus mit die
Frumme!"

Ob die Künstler und Honoratioren nicht bemerkten, daß sie mit ihrem Eindringen
in das dörfliche Leben die Ursprünglichkeit zerstörten, derentwegen
sie eigentlich gekommen waren?

Der bei weitem größte badische Trachtenfestzug vor dem Ersten Weltkrieg
fand mit 2314 Teilnehmern am 29. September 1895 im Zusammenhang mit
der oberbadischen landwirtschaftlichen Ausstellung in Freiburg statt. Der
Freiburger Festzug ist in einer von Hasemann illustrierten Broschüre beschrieben
, die „allen ländlichen Fest-Teilnehmern gewidmet" wurde.32

Dort heißt es unter anderem: „Die Krone aber setzten all' diesen schönen
Volkstrachten die Gutacher auf. Von weitem schon leuchteten die weißge-
gypsten Strohhüte mit den rothen Wollrosen (Bollen) durch die Menschen-

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