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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 73
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und in Mähren, wo die Kelten dieses Material gewinnen konnten. Die Verbreitung
der Graphittonkeramik ist daher in Bayern am dichtesten, sie läuft
u. a. entlang der Donau als Handelsweg und nimmt nach Westen hin
langsam an Bedeutung ab. In Württemberg ist sie noch relativ häufig, am
Oberrhein war sie bisher sehr spärlich vertreten (wenige Scherben in den
Siedlungen Basel-Gasfabrik, Altenburg-Rheinau und Breisach-Hochstetten
). Neu kommen nun die recht vielen Stücke von Tarodunum, eine Scherbe
von einer weiteren Fundstelle bei Kirchzarten, zwei Scherben von
Freiburg-Littenweiler und eine Scherbe von Otigheim (Lkr. Rastatt, siehe
unten) hinzu. Weiter westlich, in Frankreich, ist bisher nur ein Gefäß aus
dieser Tonsorte bekannt.

Ein weiteres Zeugnis für den Handel der Siedlung Tarodunum fand sich in
zwei kleinen, unförmigen hellen, leichten Brocken; einige Beschädigungsstellen
zeigten, daß es sich um Stücke von rohem, unbearbeitetem Bernstein
handelt. Er sollte vermutlich weiterverarbeitet werden. Die genaue Herkunft
der Stücke muß noch durch naturwissenschaftliche Analysen bestimmt
werden.

Es stellt sich natürlich hier die Frage, warum wir schon durch Oberflächen-
funde so zahlreiche Zeugnisse für Handelsverbindungen nachweisen können
. Möglicherweise liegt die Antwort darin, daß Kirchzarten nur
scheinbar entlegen ist; schon seit dem letzten Jahrhundert halten sich Vermutungen
und Theorien über eine römische und evtl. keltische Wegverbindung
über den Südschwarzwald, ähnlich der nachgewiesenen Kinzigtalstraße
. Dabei ist ein römischer Fundplatz bei Kirchzarten-Burg als Straßenstation
im Gespräch.19 Man sah etwa eine Verbindung vom römischen Riegel
(oder Breisach) zum Kastell Hüfingen (in der Baar, bei Donaueschingen
). Diese Theorie läßt sich heute noch nicht beweisen, doch wird
sie immer wahrscheinlicher. An der Stelle des Kastells Hüfingen lag zuvor
offenbar ebenfalls eine spätkeltische Siedlung; auch die relativ zahlreichen
Graphittonscherben von Tarodunum ließen sich durch eine direktere Verbindung
nach Osten besser erklären. Unter den etwa 35 Münzen deuten sich
ebenfalls solche Bezüge an; zwei kleine Kreuzmünzen könnten nach Osten
weisen, wo sie in Manching (bei Ingolstadt) sehr häufig vorkommen und
wohl auch hergestellt wurden. Auch in Württemberg wurden die Kreuzmünzen
noch häufig gefunden; neuerdings kamen sie jedoch auch in Siedlungen
des Oberrheingebiets verstärkt zutage, so daß die Frage der
Verbreitung und Herstellung neu untersucht werden muß. Weitere Silbermünzen
könnten eher nach Westen, nach Gallien, weisen.

Ein Dreiviertelstater, die keltische Nachahmung einer älteren Goldmünze
des Makedonenkönigs Philipp EL (Vater Alexanders des Großen), stellt einen
sehr seltenen Fund dar, der kaum in Siedlungen auftritt. Die eine Seite zeigt

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