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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 78
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ten die vermutlich einige Tausend Bewohner von Tarodunum sich zu dieser
Gemeinschaftsleistung besonders organisiert haben; ein solcher Aufwand
ist wohl nur durch eine starke äußere Bedrohung zu erklären. Ähnliches
kennen wir auch andernorts; die älteren, unbefestigten Großsiedlungen von
Breisach-Hochstetten und Basel-Gasfabrik wurden aufgegeben, man suchte
in der Nähe einen günstigen, steilen Berg oder Hügel auf und errichtete dort
eine neue Siedlung mit einer Befestigung. In Manching bei Ingolstadt wurde
eine ältere, unbefestigte Siedlung sekundär mit einer runden Mauer umzogen
. In diesen späten Siedlungen findet man andere Funde, die älteren
Münzen wurden durch neuartige verdrängt, es gab teilweise andere Fibelformen
, die Tongefäße veränderten sich, und es wurde zunehmend eine andere
Form von römischen Weinamphoren eingeführt. Diese jüngeren Funde
(ab etwa 50 v. Chr. bis etwa zur Zeitenwende) fehlen uns jedoch in Tarodunum
; sie liegen weder im Areal der Großsiedlung noch in der Befestigung.
Die Begehungen im gesamten Dreisamtal haben inzwischen gezeigt, daß
hier mit keiner weiteren großen Siedlung mehr zu rechnen ist.

Es war also vermutlich so, daß dieselbe äußere Bedrohung letztlich dazu
führte, daß die Großsiedlung aufgegeben wurde. Ob sie planmäßig und geordnet
verlassen oder aber zerstört wurde, wissen wir nicht. Ein verlockender
historischer Kontext könnte sich in den Schriften Caesars, besonders im
ersten Buch des „Gallischen Krieges" andeuten. Man könnte sich etwa einen
Zusammenhang mit den Kriegszügen des Ariovist (seit ca. 70 v. Chr.)
im Oberrheingebiet und in Frankreich und mit der Abwanderung der Helve-
tier (58 v. Chr.) vorstellen, die offenbar auch unter germanischem Druck
erfolgte. Die Helvetier wurden bekanntlich von Caesar geschlagen, die
Uberlebenden schickte er in ihre Heimatgebiete zurück, damit sie dort als
Pufferzone des Imperiums gegen die Germanen dienen sollten; das schwach
besiedelte Land, das sie hinterließen, hätte sonst einen Anreiz für nachrückende
Germanen dargestellt.

Es ist eine in der Forschung noch diskutierte Frage, ob man die befestigten
Siedlungen von Breisach (Münsterberg) und Basel (Münsterhügel) etwa diesen
zurückgekehrten Helvetiern zuschreiben darf. Die Funde (Münzen, Keramik
, Glas) von Zarten lassen sich gut mit dem vergleichen, was wir aus
den älteren Schweizer Siedlungen kennen; jedoch ist es schwierig, aus einem
gleichartigen Kulturinventar nun auf ethnische Zusammenhänge oder
Stammesverwandtschaft schließen zu wollen.

II. Eine keltische Siedlung bei Otigheim, Landkreis Rastatt

In der Ottenau, aber auch weiter nördlich bis hin zum unteren Neckar, ist
bisher eine Fundarmut, ja sogar eine weitgehende Fundleere für die Mittel-
und Spätlatenezeit (etwa 2. und 1. Jh. v. Chr.) zu verzeichnen. Das Bild

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