Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 89
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Mit Sicherheit kann festgestellt werden, daß die Stadt trotz des tiefen Grabens
und der starken Mauer nicht uneinnehmbar war, denn sie hatte an ihrem
östlichen, hangseitig verlaufenden Mauerabschnitt eine äußerst
empfindliche Stelle. Dort konnte jeder Angreifer ohne Aufwand an einem
höhergelegenen Punkt am Hang Stellung beziehen und die Stadt über die
Mauer hinweg mit Brandpfeilen, Schleuder- oder Katapultgeschossen
(Steinschleuderkugeln) zerstören.

Begehungen und Erdarbeiten brachten auch datierbares Material in Form
von Keramikscherben ans Tageslicht. An rund 20 Stellen wurden an der
Oberfläche und bei Erdarbeiten Gefäßreste, die eine auffallende Ähnlichkeit
mit der Lützelhardtkeramik aufweisen, gefunden. Der weitaus größte
Teil davon stammt aus dem 13. Jahrhundert.

In der Nähe des Rathauses in zwei Meter Tiefe aufgefundene behauene
Sandsteine vom „Riesentor" sind als sogenannte Bossenquader gearbeitet,
also Steinmetzarbeiten, wie sie in der Stauferzeit in Mode waren. Da die
Stauferzeit um 1250 zu Ende ging, läßt sich annehmen, daß das „Riesentor"
und damit auch die Stadtmauer vor 1250 angelegt wurden. Zum Vergleich:
Die Burg Lützelhardt wurde nachweislich vor 1250 erbaut und zwar mit
Bossenquadern, die Burg Hohengeroldseck wurde erst um das Jahr 1250
fertiggestellt und zwar mit glattgearbeiteten Steinen.

Aussagen der Grabung vom Sommer 19897

Im Sommer 1989 führte das Institut für Ur- und Frühgeschichte in Freiburg
eine mehrwöchige Grabung im Bereich des mittelalterlichen Stadtgebiets
durch.8 Ihr gingen Geländebegehungen voraus, bei welchen die Zahl der
Keramikfundstellen an der Oberfläche auf über 70 erweitert werden konnte.
Erstaunlich war dabei, daß sich die Fundstellen weit über das durch Mauer
und Graben vom Dorf abgegrenzte ehemalige Stadtgebiet hinaus ausdehnten
.

Die Grabung setzte am höchsten Punkt des ehemals städtischen Bereichs an
(siehe Plan), wobei die drei Testschnitte der Hangneigung angepaßt und so
angelegt wurden, daß Schnitt 1 die Innenseite der Mauer und die vermutete
Baugrube erfassen und die Schnitte 2 und 3 Aufschluß über die Verhältnisse
innerhalb der Ummauerung geben sollten.

In Schnitt 1 wurde die Innenseite der Mauer bis auf die Fundamentbasis
freigelegt. Das mit 2,60 Metern verhältnismäßig tief auf den anstehenden
Gneis gegründete Fundament war jedoch nicht wie vermutet von einer innenliegenden
Baugrube aus hochgezogen, sondern von außen, „vom (Stadt-)
Graben aus auf einen Felsabsatz und an ein dafür vorbereitetes, senkrechtes
Bodenprofil gesetzt", worden. Die Mauerstärke konnte an dieser Stelle

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