Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 155
(PDF, 137 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0155
Die Aufteilung der Mark

Seit etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts nahm in fast allen europäischen
Ländern, ebenso im südwestdeutschen Raum, die Bevölkerung zu, auch
begünstigt durch die Fortschritte der Medizin. Damit aber erhöhte sich der
Bedarf an Lebensmitteln, der infolge der überkommenen landwirtschaftlichen
Produktionsmethode nicht mehr gedeckt werden konnte, so daß
Teuerungswellen eintraten. Damals entstand in Frankreich eine volkswirtschaftliche
Lehre, deren Anhänger, die Physiokraten,66 im Geiste der Aufklärung
die Meinung vertraten, daß der Mensch das Recht habe, durch
Befolgung des wirtschaftlichen Eigennutzes sein Leben so günstig wie möglich
zu gestalten. Vor allem galt das Interesse der Physiokraten der Landwirtschaft
, die sie als Quelle allen Reichtums betrachteten und die darum
gefördert werden mußte. Diese Lehre fand auch in Deutschland Anhänger,
so vor allem in dem Markgrafen Carl Friedrich von Baden67 und in Kaiser
Joseph IL, dem Sohn der Maria Theresia. Beide bemühten sich, in ihren
Staaten die neuen Ideen so weit wie möglich zu verwirklichen. Davon wurde
auch die Mark betroffen, denn seit 1771 stand die Landvogtei Ortenau
wieder unter österreichischer Verwaltung und das Amt Großweier infolge
Aussterbens der baden-badischen Linie unter der Herrschaft Markgraf Carl
Friedrichs von Baden-Durlach. Doch ihn kümmerte in seinen Bemühungen
um die Hebung der Landwirtschaft dieses Gebiet weniger. Von den Reformen
Josephs II.68 wurden für die Mark von Wichtigkeit sein Bestreben,
die den Gemeinden gehörigen Gebiete aufzuteilen, da der von einzelnen bewirtschaftete
Besitz eine größere Rendite versprach als ein Allgemeinbesitz.
Außerdem war er gegen den damals üblichen Weidebetrieb. Das Vieh wurde
gleich nach der Schneeschmelze auf die Weide hinausgetrieben und blieb
draußen bis zum Einbruch der Winterkälte. Die Weiden wurden selbst nie
gedüngt und auch der Boden nie bearbeitet, die Herden waren viel zu groß.
So war auch die Mark schließlich nichts anderes als eine elende Viehtrift
und das Weidevieh in einem erbärmlichen Zustand. Diesen Mißständen abzuhelfen
sahen die Herren der österreichischen Verwaltung nun als ihre
Aufgabe an. Die Aufteilung der Mark war demnach nicht der Wunsch bzw.
das Verlangen der Markgenossen, auch nicht die Forderung von Ober- und
Mitmarkherren, sondern wurde von oben durchgeführt.

Die Verhandlungen über die Aufteilung der Großweierer Mark zogen sich
über 20 Jahre hin. Man dachte anfangs, sie zugleich mit der Windecker
Mark aufzuteilen. Diese war ein ausgedehntes Waldgebiet etwa zwischen
Herrenwies und der Hornisgrinde, das ursprünglich den Herren von Windeck
gehörte und nach ihrem Aussterben im Mannesstamm 1592 an die
Markgrafen von Baden zurückfiel. An diesen Markwaldungen hatten die
Kirchspiele Sasbach, Ottersweier, Kappelwindeck sowie die ursprünglich
zu ihrem Kirchenverband zugehörigen Gemeinden das Nutzungsrecht.

155


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0155