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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 214
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hundert Anteile auf der Staufenberg erworben. Es besaß Bauerngüter, Rebberge
, Äcker, Wiesen, Gärten, Anteile an Wald- und Gerichtsherrschaft in
der näheren Umgebung, in Durbach, Oberkirch, Appenweier, Oppenau,
um nur einige zu erwähnen. Dazu gehörte auch die heute noch existierende
und dem Laufe der Zeit entsprechend veränderte Weilermühle zu Durbach,
deren erster nachzuweisender Besitzer in einer Urkunde von 1328 als Jörg
von Wiedergrün genannt wird. Besitzungen sind aber auch für Altenheim,
Weier und, eingedenk der möglichen Herkunft, in Straßburg belegt. In einer
Phase wirtschaftlicher Schwierigkeiten, zwischen 1340 und 1350, veräußerte
die Familie Teile ihres Besitzes. Dabei war auch, entsprechend dem
schon oben erwähnten Dokument, zumindest die Hälfte des byhel und des
darauf stehenden Baues. Wie Sattler nachweist, haben die Wiedergrün die
Krise recht schnell überwinden können.

Die Männer aus der Familie, die wir meist als Edelknechte — selten Ritter
— bezeichnet finden, stellen auch in Klöstern der Region den einen oder
anderen Würdenträger: Von 1305 bis 1334 waltet Konrad Wiedergrün als
Abt von Kloster Murbach; 1390 bis 1414 hat das Kloster Schuttern Friedrich
aus demselben Hause zum Abt. Auch eine der Damen kommt zu kirchlichen
Würden: fro Dylige von Widergrin ist 1355/56 Priorin der Klause
Oberdorf bei Oberkirch. Mitte des 16. Jahrhunderts ist Melchior von Wiedergrün
im Besitz sämtlicher Staufenberger Lehen. Wie Eugen Weiß berichtet
, hat Melchior auch kurzfristig versucht, ein Bergwerk zur Gewinnung
von Brauneisenstein zu betreiben. Eine Reminiszenz an diese Phase ist noch
heute im Ritterhausmuseum zu Offenburg zu betrachten, in Gestalt einer
Ofenplatte. Die Platte zeigt neben einer Szene aus der römischen Legende
noch Jahreszahl (1377), Wappen und Namen des Herstellers. Dabei scheint
dieser frühe Unternehmer, um Holz für den Stollenbau zu erhalten, nicht
besonders pfleglich mit den Waldbeständen umgegangen zu sein, zum Arger
der Ödsbacher Waldgenossen, die deswegen — und mit Erfolg — den Bischof
von Straßburg um Hilfe angingen3. Dies ist gleichsam der Höhepunkt
und die Peripetie der Geschichte des Geschlechtes gewesen, das mit
Philipp Wiedergrün, der 1604 noch einmal genannt wird, erlischt.

Der protestantische Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach zog nun
das erledigte Lehen an sich. Damit kündigten sich auch für das Amt Staufenberg
Veränderungen auf konfessionellem Gebiete an. Noch wagte dieser
Markgraf nicht, wider seinen Verpflichtungen beim Kaiser den bei der Bevölkerung
offenbar bevorzugten protestantischen Kultus einzuführen. Dies
blieb seinem Nachfolger Georg Friedrich vorbehalten, der 1613 u.a. auch
das Amt Staufenberg mit einem Seelsorger seiner Konfession versah. Als
angemessene Wohnung wurde dem Pfarrer das Schlößchen im Wiedergrün
zugewiesen. Doch die Zeit einer protestantischen Gemeinde auf der Gemarkung
Durbach blieb nur Episode.

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