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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 222
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bestes Stück" oder eine Geldsumme an die Behörde, deren Untertan der
Verstorbene war, abgegeben werden (= ,,Leibfall"). Das galt auch für die
zum Tode Verurteilten, also u. a. für die Hexen. Auf diese Art waren die
Hinterbliebenen durch den Tod des Angehörigen auch finanziell belastet —
also mit einer Art „Erbschaftssteuer". Für die Behörden aber bedeuteten
die ,,Fallergebühren", der ,,Leibfall", ein oft beträchtliches Einkommen!

In unseren Hexen-Protokollen finden sich viele diesbezüglichen Hinweise:

1617 Sebastians Breigens Frau zu Burach (Birach) hingerichtet; Leibfall 12
Gulden

1650 Hans Bruder im Reerspach (Riersbach) liefert wegen seiner frowen
Anna, so justifiziert worden, ein Leibfall, so ein Rockh

1625 Georg Hünen Wittib, Spitzmühlen, justifiziert. Für den Leibfall ist ein
Großmutterpferd an das Gotteshaus Gengenbach geliefert worden.

1625 Georg Kempffens Fraw im Harmerspach; Leibfall von 15 Gulden hat
Ehemann erlegt.

1629 Für Anna Sohler, welche durch Schwert und Feuer hingerichtet, wird
eine schwarze Kuh für Fall entrichtet.

1650 Nachdem Conrad Ohler aus der Nordrach justifiziert worden ist, von
seinen Gütern ein Kälblein des Falles wegen angeschlagen worden.
„Durch Fürbitt der Herren von Zell und wegen der Kinder sind von
der Wittib 9 Gulden" bezahlt worden.

Die „Zeller Hexe" Jacobäa Schülin und ihr Mann, der „Hexenmeister
" Mathias Tinctorius

Eine weitere tragische Gestalt unter den „Kinzigtäler Hexen" - sogar literarisch
bekannt geworden7 - ist Jacobäa Schülin (Schihlin in den Zeller
Akten schon 1520 erwähnt). Sechs Geschwister von Jacobäa waren als „Hexen
verschrieen, ebenso sie selbst. Jacobäa blieb bei der Folterung standhaft
und mußte von der Behörde wieder freigegeben werden.

In jenen Tagen wurde der am kaiserlichen Hof als öffentlicher Notar tätige
Mathias Tinctorius in „Sachen Hexenwesen" nach der Reichsstadt Zell am
Harmersbach gesandt. Tinctorius (latinisiert „Färber") stammte aus Kitzingen
.

Nach den Unterlagen im Fürstenbergischen Archiv zu Donaueschingen ergibt
sich: Tinctorius „kommt im Alter von 16 Jahren nach Ansbach ... in
die markgräfliche brandenburgische Kanzlei, geht dann nach Speyer und arbeitet
dort drei Jahre ... in der Kammergerichtsschreiberei, wird Notar im

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