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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 227
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hinabblicken läßt ... Dem Juristen war es dadurch noch ermöglicht auszusprechen
, was Tausende, die nach den Acten stumpf und stumm in den Tod
gingen, nun nicht zu unserem Gehör bringen konnten ..."

In der Seelennot widerrief Tinctorius seinen Widerruf und schrieb auf das
Titelblatt desselben:

.....Daß ich zu Erlangung länger Lebens in dieser aus sonder Ängsten und des Fleisches

Verführung geschriebener Recovation die Unwahrheit geschrieben, bezeug' ich mit dieser
meiner eigenen Hand, umb Gottes unendlicher Barmherzigkeit willen um gnädige Verzeihung
und Gnade bittend ..."

Mathias Tinctorius wurde am 10. Mai 1632 zum Tode verurteilt: auf dem
Gnadenweg nur „Enthauptung und nachträgliche Verbrennung".

(Es wirkt symbolisch zu erfahren, wie das historische Schicksal als ausgleichende
Gerechtigkeit für das an den „Hexen" begangene Unrecht noch im
Todesjahr von Tinctorius durch die Soldaten des Dreißigjährigen Krieges in
Hüfingen ein „fürchterliches Blutbad" anrichten läßt.)

Der in Tinctorius' Testament ausgesprochene Wunsch, jemand möge nach
seinem Tode für ihn eine Wallfahrt nach Santiago in Spanien unternehmen,
ging in Erfüllung: In der Heimat der Frau Jacobäa, in Zell, lebte ein junger
Verwandter, der sich zur Pilgerfahrt bereit erklärte. Er schloß sich einem
Zuge an, der durchs Kinzigtal kam. In der Stadt des Heiligen Jakobus betete
und sang er fürs Seelenheil von Base und Vetter.

Hexen-Sagen aus der Ortenau

Daß eine so tief ins Volksleben eingreifende Erscheinung wie das Hexenwesen
in der Bevölkerung — u. a. in der Ortenau — ihre Spuren, besonders
auch in den Sagen, hinterließ, ist verständlich.

Im Harmersbach-Tal erzählt man sich noch heute:

1643 — also im Dreißigjährigen Krieg — wurde auch der Lacheburehof auf
Roth (Unterharmersbach) heimgesucht. Außer dem Essen für die Soldaten
mußte für die Pferde das Futter beschafft werden. Man nahm Weizen vom
Speicher und fütterte damit die Gäule. Vergeblich versuchte die Lachebüri
den fremden Soldaten zu erklären, daß für die Pferde Hafer gut sei, der
Weizen aber tödlich wirke. Keiner verstand die Frau. Am andern Morgen
waren die Tiere tot. Die Bäuerin wurde als Hexe verschrien und auf einem
Scheiterhaufen verbrannt. Zum Gedächtnis hat man an der Brandstelle
,,'s Lachebure Käpilli" erbaut.8

In Oberkirch-Hesselbach kam die Bäuerin in den Stall. Sie nahm aus einem
Loch in der Wand eine Salbe, schmierte damit die Futtergabel, setzte sich

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