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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 250
(PDF, 137 MB)
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giose sehr übel, indem sie von dem Pfarrer 70 Louisdor auspressen wollten, diese aber nicht
erhielten. Sie nahmen endlich, da sich der Pfarrer vor ihnen verborgen, den zwei Religiösen
ihre silberne Sackuhren und zogen ab."

Pfarrer Bouffleur notierte:

„Am 5. April sind hier morgens um 7 Uhr auf dem Rückmarsch 600 Mann französische
Kavallerie und Infanterie hier durchgezogen. Während hiesiger Ort schier gar nicht gelitten
hat, haben sie den Tretenbach rein ausgeplündert. Am 20. April führten die Kaiserlichen gefangene
Franzosen auf Schweighausen. Am 28. war der Erzherzog Ferdinand in Schweighausen
, visitierte die Vorposten und betrachtete auf dem Kapellenberg unser Schutterthal."

In den folgenden Monaten erlebten die Schuttertäler wechselnde Durchmärsche
und Einquartierungen von ,,Rothmäntlern" und „Ulanen"; die Offiziere
bezogen wie die Jahre zuvor Quartier im Pfarrhof.3

„Am 26. September forderte schließlich Hw. Graf Hardeneck von Blankenstein im Namen
des Prinzen Karl die Bürger auf, sich zum Landsturm aufzustellen lassen und im Falle der
Not, Vaterland und Religion verteidigen zu helfen. Des Landsturms Kriegsfahnen wurden
am 15. Dezember nach abgehaltener Rede von mir auf das Feierlichste in der Pfarrkirche
zu Seelbach geweiht", berichtet Pfarrer Bouffleur.

„Der Landsturm rückte am 30. Mai 1800 auf oberamtlichen Befehl aus. Am 11. Hornung
1800 haben die Schuttertäler sieben Mann zur Reichsarmee stellen müssen, welche nach
Ulm beordert waren. Im ganzen hat die Herrschaft Geroldseck 24 Mann fortschicken
müssen."

General Moreau überschreitet im Frühjahr 1800 wieder den Rhein und zieht
durch das Kinzigtal gegen Oberschwaben, besiegt die Österreicher in verschiedenen
Gefechten und dringt bis Bayern vor. Während der Zeit des französischen
Vormarsches haben die Schuttertäler gewaltige Contributionen zu
leisten.

„Am 8. Juli sind 300 Pfund Fleisch 100 Laib Brot und 18 Ohmen Bier nach Elkersweier
den Franzosen geliefert worden. Item vier Wagen Haber und vier Wagen Heu nach Friesenheim
geliefert worden. Item ist dem Schwäbischen Kreis — Baden und Württemberg ausgenommen
- eine Geld-Contribution von 600000 Franken, wovon den hiesigen Stand 13907
Livres betraf und ich auf oberamtliches Ansuchen 120 Gulden beitrug, bezahlt worden. Item
sind 100000 Paar Schuh und Naturalien aller Art in außerordentlicher Quantität angekündigt
worden.

Von kurzfristigen Einquartierungen abgesehen, ist hiesiges Land seit dem 24. Oktober von
Franzosen freigeblieben. Es wurden auch keine Fuhren abverlangt wie in unseren Nachbarschaften
. Dennoch aber mußten Weizen, Korn, Haber und Fleisch, welches aber zu Geld
angeschlagen wurde, nach Augsburg — samt dem Geld für Kapitrocken — geschickt
werden."

Den entscheidenden Sieg erringt schließlich General Moreau bei Hohenlinden
, östlich von München.

Am 9. Februar 1801 wird zwischen Frankreich und Österreich der Friede
von Luneville geschlossen. Die durch den Verlust des linken Rheinufers geschädigten
deutschen Reichsstände erhielten für die verlorenen Gebiete Ersatz
zuerkannt. Die Markgrafschaft Baden erweiterte ihr Gebiet erheblich,

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