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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 262
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0262
Die nützlichen Dienste des Generalkommissars der Polizei in Wien

Der österreichische Historiker Joseph Frh. v. Hormayr leitete seit 1803 das
Wiener Staatsarchiv. Die persönliche Bekanntschaft des damals „großenteils
mit dem deutschen Referat in der Staatskanzlei beauftragten und in
Wien zurückgebliebenen Freiherrn von Hormayr" mit Schulmeister ergab
sich anfangs Dezember 1805 aus einem dienstlichen Auftrag, für den er einen
Paß benötigte, um die französischen Posten passieren zu können. Um
diesen Paß hatte er sich an einem ganzen Vormittag vergeblich bemüht. Als
er nachmittags seinen alten Freund, den Baron Wunsch, besuchte, fand er
dort zu seinem größten Erstaunen Schulmeister vor: „Die neue Bekanntschaft
galt (und zwar bereits mit Erfolg) dringenden Taxischen Interessen
..."

Daß Schulmeister überhaupt nach Wien kommen konnte, verdankte er einem
der mannigfachen glücklichen Umstände, die seinen Weg markierten.
In dem Feldzug von 1805 während des 3. Koalitionskrieges war er dem um
vier Jahre jüngeren General Savary unterstellt worden, dem die Polizei und
der Nachrichtendienst unterstanden. Nach der Kapitulation der Festung
Ulm vom 20. Oktober, zu der er auf Grund einer raffinierten Nachrichtenpolitik
maßgeblich beigetragen hatte, teilte er in einem Rapport vom
21.10. 1805 Savary mit, daß er sich zur russischen Armee und von dort nach
Wien begeben werde. Weitere Berichte blieben aus. Schulmeister war mit
seinem Begleiter Rippmann verhaftet worden; auf dem Weg in ein mährisches
Gefängnis entledigte sich ihrer das Begleitkommando, nachdem sie
ausgeplündert und halbtot geschlagen worden waren. Schulmeister konnte
sich nach Wien durchschlagen.

War Karl Schulmeister Charles Schulmeister?

Über die Identität des Verhafteten machte sich die Wiener Polizei noch drei
Jahre später Gedanken:

„In einem Schreiben des Polizeivizepräsidenten an die Staatskanzlei vom 22. August 1808
wird ein französischer Spion Karl Schulmeister erwähnt, der 1805 verhaftet worden war, jedoch
entkommen konnte. Da Schulmeister den Taufnamen Karl hat, so dürfte man zu der
Vermutung versucht werden, daß er mit dem bekannten französischen Polizeiagenten Charles
, einem Elsässer, der bei Ankunft der Franzosen zu Wien mit selben sich hier befand,
eine und dieselbe Person wäre; allein die Vermutung zerfällt, wenn man bedenkt, daß Charles
gleich bei dem ersten frz. Einrücken nach Wien mitgekommen ist, während Schulmeister
damals gerade in österreichischer Gefangenschaft sich befunden hat, und daß er nur zweimal
von hier zur Armee nach Brünn und dies nur auf etwa zwei Tage sich entfernt habe".12

Schulmeister war also gerade noch rechtzeitig nach Wien gekommen, um
mit dem Einmarsch der französischen Truppen als Generalkommissar der
Polizei eingesetzt werden zu können. Der Polizeikommissar als Gast bei

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