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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 265
(PDF, 137 MB)
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zösische Soldaten ins Elsaß geschafft wurden, wozu auch der Oberamtsrat
von Offenburg mit dem Schmuggel des „Aufrufes an die französischen Armeen
" erfolgreich beitrug.

Mitte Oktober 1792 war das gesamte Personal der v. ö. Regierung und Kammer
von dem durch den Krieg gefährdeten Freiburg nach Konstanz umgesiedelt
und schließlich im Frühjahr 1799 nach Günzburg verlegt worden.
Dort war Armbruster seit dem 17. Januar 1800 als provisorischer Polizeikommissar
mit der Leitung der Günzburger Zweigstelle betraut und vom
v. ö. Polizeidirektor Schmidlin beauftragt worden, nach revolutionären
Schriften zu fahnden und verstärkt die deutschen Jakobiner zu beobachten.

Conrad Ludwig Graf von Lehrbach: Organisator der Geheimpolizei

Zur Charakterisierung von Armbruster und seines Broterwerbs, aber auch
der Beziehungen Schulmeisters zu ihm, mögen die Erinnerungen des Pfarrers
Johann Gottfried Pähls in seinen „Denkwürdigkeiten" dienen:14

..Ich war seit einiger Zeit in Verbindung mit Michael Armbruster gekommen, der , nachdem
er früher zu Konstanz die Schriftstellerei als kümmerlichen Broterwerb getrieben hatte, seit
der Eröffnung des Feldzuges von 1799 in Günzburg saß und daselbst, im Solde des österreichischen
Ministers Grafen von Lehrbach, den .Redlichen Boten aus Schwaben' herausgab,
ein mit Treuherzigkeit, Laune und Kraft geschriebenes Tageblatt, darauf berechnet, die öffentliche
Meinung in Süddeutschland für die Sache der Koalition zu stimmen und insbesondere
den Eifer für die damals beabsichtigte allgemeine Volksbewaffnung in den Kreisen des
Bürgers und Landmanns anzuflammen. Schwerlich geschieht Armbrusterein Unrecht durch
die Voraussetzung, daß er sich, seines unsteten, für ihn und seine Familie oft die peinlichsten
Verlegenheiten herbeiführenden Lebens müde, nicht in Übereinstimmung mit seiner Überzeugung
in diese Lohnarbeit ergeben habe, um durch sie endlich zu einer fixen Anstellung
zu gelangen, was ihm denn auch gelungen ist. Wie dem aber auch sei, er vergaß nicht, was
er einem Freunde schuldig war. Durch den freien Zutritt in die Kanzlei des vorderösterreichischen
Landeschefs, Freiherrn von Summerau, von den Planen und Operationen der von
dem zum obersten Direktor aller Zivil-, Verpflegs- und politischen Angelegenheiten bei der
Armee in Teutschland ernannten Grafen von Lehrbach organisierten geheimen Polizei unterrichtet
, ließ er mich im Frühling des Jahres 1800 durch meinen Freund, den trefflichen Dichter
Magenau, der damals als Pfarrer in Niederstotzingen in der Nähe von Günzburg lebte,
unter dem Siegel des tiefsten Geheimnisses wissen, es bestehe eine zahlreiche Liste teutscher
Männer, namentlich aus dem Stande der Gelehrten und der Schriftsteller, die im Hauptquartiere
als Anhänger der Franzosen und als Förderer ihrer Sache denunziert und demnächst
in Gefahr seien, in Untersuchung gezogen zu werden; in dieser Liste stehe ich auf erster Linie
; die Anonymität schütze mich nicht, indem das Geheimnis bei meinen meisten Schriften
enthüllt sei; ich möge mit Vorsicht die Maßregeln nehmen, die ich für meine Sicherheit für
zuträglich halte; vor allem möchte ich diejenigen meiner Papiere beiseite räumen, durch die
ich oder meine Freunde kompromittiert werden könnten".

Kurzum: ,,Wes Brot ich ess', des Lied ich sing' ". Damit stand Armbruster
zweifellos nicht allein; dieses Lied wird stets aktuell bleiben. Heinrich
Scheel hatte da eher die Opfer im Auge, wenn er kommentierte: ,,Es ist als
ein seltener Rückfall dieses verkommenen Renegaten zu werten, wenn er

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