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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 274
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alltägliche Sache war, die nicht nur von Napoleon betrieben wurde. So war
auch die österreichische geheime Polizei durch Instruktionen Kaiser Josefs
II. angewiesen, ,,alle bei dem Volk einschleichende Unzufriedenheit,
üble Gesinnung oder wohl gar aufkommende Meuterei zu entdecken", auch
nachzuforschen, „was das Publikum über den Monarchen und seine Regierung
spreche". Aber bis heute reicht noch die Skala der Bezeichnungen dieses
Mannes, der seinen wahren Charakter nicht zuletzt bei der Vernehmung
des Attentäters auf Napoleon, Friedrich Staps, am 13. und 14. Oktober 1809
unter Beweis stellte,42, von der , ,skupellosen Persönlichkeit" in einem Zeitungsartikel
vom 4.15. Okt. 1980 (Kurt Scheid: Schulmeister war Napoleons
Meisterspion") bis zum „berüchtigten Spion Napoleons" bei Ludwig
Lauppe, Stadt und Gericht Lichtenau (1984).

Baden wichtige Dienste geleistet

In seinem Nachlaß erwähnte Schulmeister eine Reise von Wien nach
Mähren:

„Ich verließ Wien nur für zwei Reisen nach Mähren, wohin der Kaiser mich hauptsächlich
deshalb rufen ließ, um aufgefangene Briefe zu lesen. Diese Briefe waren von verschiedenen
Höfen an Botschafter, die bei Napoleon beglaubigt waren, gerichtet.

Bei dieser Gelegenheit war ich imstande, mehreren deutschen fürstlichen Familien wichtige
Dienste zu erweisen, indem ich in meinen Ubersetzungen Ausdrücke abschwächte, welche
ihnen das Unglück ihres Landes und ihrer Untertanen eingegeben hatte. Freilich muß man
sagen, daß mehrere von diesen Staaten ihre Finanzen in der schlimmsten Lage und ihre Länder
infolge der Kriegslasten am Rande des Verderbens sahen.

In einem Briefe der badischen Regierung an ihren Botschafter, den Freiherrn von Reitzen-
stein, war von der Absicht die Rede, das große Spital des französischen Heeres in Bruchsal
zu errichten, und zu Philippsburg das neue Regiment Neu-Ysenburg auf Kosten Badens zu
bilden.

Die Ausdrücke, mit welchen der badische Botschafter sich beschweren sollte, waren so wenig
gemäßigt, daß der Kaiser, der schon erzürnt war, nicht verfehlt hätte, das Herzogtum
Baden von der Karte zu streichen und einem anderen Herzogtum einzuverleiben.
In meiner Übersetzung milderte ich die Ausdrücke, und nachdem ich das Original vernichtet
hatte, verfaßte ich einen Bericht an den Kaiser, worin ich ihm freimütig sagte, daß das badische
Land außerstand sei, neue Lasten zu tragen. Ich schlug ihm vor, das große Spital in
Landau zu errichten, und das Regiment Neu-Ysenburg zu Lauterburg, im Unterrhein, zu bilden
, was vom Kaiser genehmigt und beschlossen wurde.

Der Markgraf von Baden erfuhr später den ausgezeichneten Dienst, den ich ihm geleistet
hatte, und war mir immer dafür dankbar. Ich hatte später, bei der Belagerung von Danzig,
Gelgenheit, einen noch ausgezeichneteren seinem Sohne zu leisten, der unter dem Namen
Großherzog Leopold regiert hat. Dieser hat mir seither die glänzendsten Anerbieten gemacht
und nannte mich: mein lieber Kamerad."43

Im Hinblick auf die gegenseitigen Vorwürfe wegen der Nichteinhaltung des
badisch-französischen Allianzvertrages vom 5. September 1805 sind die

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