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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 292
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Geck, der sie an einer Stelle als „eine rhetorische Glanzleistung des orte-
nauischen ersten Sozialpolitikers" bezeichnete, führte im Vorwort dazu aus:

„Der maiden-speech des Landtagsabgeordneten Büß, seine am 25. April 1837 in der 16. öffentlichen
Sitzung der II. bad. Kammer gehaltene Jungfernrede, gewährt uns einen Einblick
in die Vorstellungen dieses eigenartigen Gelehrten auf wirtschaftlichem Gebiet, der von der
Lösung sozialer Probleme zuerst mächtig angeregt worden ist. Seine Begeisterung für den
Zollverein, die Erwartungen, welche Büß von der volkswirtschaftlichen Bedeutung des neuen
Verkehrsmittels hegte, der Blick auf die Fortschritte der badischen Industrie veranlaßte
den parlamentarischen Neuling, mit einem großen Wurf, durch eine fein ausgeklügelte Kanzelrede
, vor die politische Welt zu treten."

Der Fabrikarbeiter ist der Leibeigene seines Brotherrn

Als Büß in der Sitzung seine Motion begründete, in der er den Großherzog
bat, „einen Entwurf einer Fabrikpolizeiordnung gnädigst vorlegen zu lassen
, durch welche den mit der fabrikmäßigen Industrie verbundenen Nachteilen
für die Fabrikarbeiter, für die Fabrikherren und für den Staat möglich
vorgebeugt wird", gab er sich mehr als bescheiden:

„Indem ich heute das erstemal die Rednerbühne dieses Hauses betrete, steigert sich die mir
ohnehin eigene Schüchternheit in doppelter Hinsicht, einmal wenn ich auf den Gegenstand,
sodann wenn ich auf den Umfang meines Vortrages blicke. Meine Verlegenheit steigt aber
noch durch den Umfang meines Vortrages. Ich werde lang, vielleicht zu lange, im Verhältnisse
zu meinem Gegenstand aber, der sich eher zu einem Buch, als einer Kammerrede eignet,
offenbar zu kurz sprechen."

Seine angebliche Schüchternheit hielt ihn aber beispielsweise nicht von einer
Bemerkung über die soziale Stellung der Fabrikarbeiter zurück, die
auch Hugo Ott in seiner Rede vom 25.2. 1978 in Zell zitierte und die später
radikaler auch nicht von Sozialisten ausgesprochen werden konnte: „Das
Fabrikwesen erzeugt eine Hörigkeit neuer Art. Der Fabrikarbeiter ist der
Leibeigene eines Brotherrn, der ihn als nutzbringendes Werkzeug verbraucht
und abgenützt wegwirft."1

Büß: , ,Geldreichtum gestaltet sich zur wahren politischen Macht''

Büß schreibt den Unternehmern auch sonstige unangenehme Dinge ins
Stammbuch: ihre den Lohn schmälernde „oft geizige Behandlung" pflanze
in die Seele des Arbeiters das Gefühl des bitteren Hasses, und oft sehe man
Fabrikherrn, die sich „zum Zweck gemeinsamer Herabdrückung des Lohnes
" verbündeten. Er legte weiterhin dar, daß die übermäßige Fabrikation
eine Oligarchie des Geldreichtums schaffe, da der Gewinn der Fabrikindustrie
vorzugsweise nur den Unternehmern und Kapitalisten zuströme: „Nun
liegt aber die politische Heilsamkeit des Geldreichtums nur in seiner Verteilung
durch sein Zurückströmen unter alle Klassen der bürgerlichen Gesell-

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