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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 293
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schaft. Häuft er sich in den Händen Weniger an, so entsteht dadurch eine
schädliche Abhängigkeit der anderen Klassen." Und er sah auch die Gefahr
für den Staat voraus: „Endlich gestaltet sich der Geldreichtum, zumal
durch die Bildung von Associationen, zu einer wahren politischen Macht,
welche sich frech neben die Staatsgewalt setzt und bei der Neigung der Zeit
zur Schwächung der Regierung diese mit Lähmung bedroht."

Einer möglichen Kritik nahm er den Wind aus den Segeln:

„Meine Herren, ich habe Ihnen bisher ein Gemälde eines Fabrikstaates entworfen, welches
düster, aber nach der Wirklichkeit gezeichnet ist. Zum Glück, meine Herren, ist dieses für
uns ein fremdes Bild, es soll und wird uns auch fernerhin ein fremdes bleiben, und ich habe
gewiß nicht nötig, in Beziehung auf unser Vaterland das Amt einer klagenden Kassandra zu
übernehmen. Unser Vaterland hat mir die Farben zu diesem Gemälde nicht geliehen; denn
bis jetzt hat es eine die Besorgnisse der geschilderten Gefahren noch nicht erregende Fabrikindustrie
entwickelt. Unsere erleuchtete Regierung hat dem Entstehen mehrere der dargestellten
Nachteile durch weise Maßnahmen vorgebeugt; im Augenblick beschäftigt sie sich
mit einem hier gehörigen Teile der Unterrichtspolizei. Auch der Charakter der inländischen
Fabrikherren, von welchen ich mehrere als Mitglieder dieser hohen Versammlung verehre,
gewährt durch die von ihnen bisher in der Leitung ihres Geschäftes bewährte Humanität eine
tröstende Beruhigung für die Zukunft."

Aber die sofortige Abschwächung konnte nicht überhört werden:

..Gleichwohl sind mit einer übermäßigen Fabrikation manche Gebrechen so wesentlich verknüpft
, daß die menschenfreundlichste Sorge der Regierung und der Fabrikherren sie nicht
zu beseitigen vermag und so sind selbst bei dem in unserem Lande bisher so mäßigen Fabrikbetriebe
einzelne Übelstände hervorgetreten, wie ich aus eigener Erfahrung weiß."

Das Interesse der Zuhörer in der 2. Kammer mag nicht sonderlich groß gewesen
sein, als Büß auf die unsichere wirtschaftliche Stellung des Arbeiters
,,durch seine Verkettung mit dem Schicksal seines Herrn" hinwies: „Scheitern
die Unternehmungen dieses letzteren, so wird er von dem unglücklichen
Lose desselben mitgetroffen, ohne in einem früher zurückgelegten
Gewinne, wie dieser, Hilfe für die Not des Augenblickes zu besitzen."

Der Umfang der Industrie hielt sich noch in bescheidenen Grenzen, aber
mit dem Beitritt Badens am 12.5. 1835 zum preußisch-deutschen Zollverein
, dem Ausbau des Eisenbahnnetzes und der 1840 erfolgten Einweihung
des neuen Hafens in Mannheim wurden Weichen für eine schnellere industrielle
Entwicklung und die Gründung industrieller Großbetriebe gestellt.

Gründung und Krise dreier Großbetriebe

Das Karlsruher Bankhaus S. Haber & Söhne rief bald nach dem Beitritt
zum Zollverein am 1. Mai 1836 „zur Gründung einer großen Baumwollspinnerei
und mechanischen Weberei im Albtal bei Ettlingen" auf. Die ins
Leben gerufene älteste Aktiengesellschaft der deutschen Baumwollindustrie

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