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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 295
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dann später in der Deutschen Sozialgesetzgebung ihre gesetzgeberische Form fand, die Auffassung
, daß der Staat die Besitzenden zwingen könne, zugunsten der Arbeiter Opfer zu bringen
, daß er Hort und Beschützer der wirtschaftlich Schwachen zu sein habe, vermochte sich
nur langsam unter Kämpfen durchzusetzen."

Nun hat ihn Rinne zweifellos in die Kategorie der konservativen Staatssozialisten
eingereiht, aber im Hinblick auf den Katalog seiner Forderungen
im Parlament und der grundsätzlichen, wenn auch kritischen Bejahung der
kapitalistischen Wirtschaftsordnung wäre wohl die Charakterisierung als
Sozialreformer angemessener.

Kapp: Staatsdiener in den Direktionen der drei Gesellschaften!

Der Offenburger Abgeordnete Kapp befürwortete die Unterstützung; in
Deutschland sei der Schutz der Industrie eine Notwendigkeit. Die Arbeiterzahl
der drei Fabriken betrage nahezu die Hälfte aller badischen Fabrikarbeiter
. Für die Schwierigkeiten machte Kapp die Wechselreiterei und teure
Wechsel verantwortlich; Hecker verwies darauf, daß 1836 das mächtigste
Jahr des Aktienschwindels in Europa gewesen sei. Man habe sich davon
hinreißen lassen und drei Aktiengesellschaften gegründet. In der sehr bemerkenswerten
Diskussion machte der Oberforstmeister v. Kettner in der
Sitzung vom 5.2.48 darauf aufmerksam, daß seit dem Bestehen der Fabriken
in Ettlingen und Waghäusel eine Anzahl von Staatsdienern Mitglieder
der Direktionen der betreffenden Gesellschaften gewesen seien und so einen
bedeutenden Einfluß auf die Leitung gehabt hätten. In seiner Kritik wies er
auch daraufhin, daß diese bei kollidierenden Interessen in eine schwierige
und unangenehme Lage geraten könnten. Er wünschte deshalb, daß bei der
künftig eintretenden Staatskontrolle der Wirkungskreis der Staatsdiener
möglichst beschränkt werde.

Prälat Huffeit: Übermäßige Anforderungen an Kinder in der Spinnerei

Hüffelt, der erstaunt feststellte, daß er sich von einer Industrie keine Vorstellung
machen könne, die noch auf zwei Jahre hinaus mit Bestellungen
versehen sei und dennoch die Hilfe des Staates anrufe! Er könne sich nicht
erklären, warum man diesen reichen und großen Unternehmen helfend unter
die Arme greifen solle, während man hundert andere kleine, die der Hilfe
mehr bedürften, denen mit wenigen Tausenden geholfen wäre, zugrunde
gehen ließe. Hüffelt legte den Finger auf einen wunden Punkt: die in der
Ettlinger Fabrik beschäftigten 200 Kinder würden mit Arbeit übermäßig belastet
und im Unterricht so sehr vernachlässigt, daß sie zum Zeitpunkt der
Konfirmation oft noch nicht lesen und schreiben könnten. Verständlich, daß
sich da der Hofmarschall von Göler als Präsident der Direktion der Spinnerei
zur Wehr setzte!

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